Von , 18.05.2016

Stefan Bergmann

Stefan Bergmann

Schwarz-Grün hat im Rathaus die Politik übernommen. Der SPD geschieht es recht. Tarnen, tricksen, täuschen - und das über Jahre hinweg: Das musste irgendwann in die Hose gehen.
Dass schwarz-grün jetzt Stadtdirektor Hartwig Schultheiß über die Klinge springen lassen will, dürfte die Genossen trotzdem mit Genugtuung erfüllen. Sie konnten mit ihm nie, viel zu pragmatisch (und letztlich auch viel zu erfolgreich) war er bei seinen Projekten. Bei Ihnen ging es immer um Beton in Form von Häusern, kapitalistischen Hochhäusern (pfui Teufel!) oder Straßen. Alles nicht die Lieblingsthemen der seit Jahren in der SPD regierenden linken Fundi-Fraktion.
Aus denselben Gründen können auch die Grünen nicht wirklich gut mit ihm. Viel zu unökologisch kam Schultheiß in der Vergangenheit daher. Den Bau der Aaseeterrassen haben ihm die Grünen nachhaltig übelgenommen. Und wer den ein oder anderen Grünen jetzt dort Latte-macchiato-schlürfend in den Abendhimmel blicken sieht - der muss ich schon wundern, welchen Bohei die linke Hälfte des Rates damals um das Projekt gemacht hat und den Stadtdirektor mit hanebüchenen Vorwürfen überzogen hat, weil er dieses Projekt durchgesetzt hat.
Das tragische an der causa Schultheiß ist, dass sogar die CDU von ihm abgerückt ist, um das Bündnis mit den Grünen (und damit die eigene Macht) nicht zu gefährden. Das riecht nach Verrat, und es ist es auch. Dass Schultheiß der Job des obersten Parkwächters, also der Chefposten der stadteigenen Parkplatz-Betreiber-Gesellschaft WBI, angeboten werden soll, hat wohl die CDU durchgesetzt, als Trostpflaster. Schultheiß wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, würde er auf diese herablassende Geste eingehen.
Münsters Hobbypolitiker wollen eine starke Verwaltung, mit starker Führung. Aber wenn die Führung ihnen nicht nach dem Mund redet, sich eine eigene Meinung erlaubt, nicht mit gesenktem Kopf und vorauseilendem Gehorsam ihre Order vom Rat abholt - dann ist es auch nicht gut. Ok: Schultheiß hat den diplomatischen Ton nicht erfunden. Das wird ihm jetzt zum Verhängnis. Fachlich dagegen ist der Mann über alle Zweifel erhaben. Münster hat bärenstarke Jahre hinter sich und viel neue Architektur bekommen, neue Fußgängerzonen, Parkhäuser, Parks - wer glaubt schon, dass hinter diesem Langzeit-Konzept die Politiker stecken, die oft genug nur in Fünf-Jahres-Zeiträumen denken können - und wollen.
Dass ihm gerade die CDU die Loyalität verweigert, die mit ihm bisher fast immer konform ging, ist die kleine Tragödie hinter dem ansonsten chancenreichen Projekt Schwarz-Grün. Die CDU hat sich die Macht erkauft und scheut keine Opfer. Und Schultheiß kann sich nur fragen: „Et tu, Brute..?“


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