Von , 21.09.2016

Stefan Bergmann

Stefan Bergmann

Nun, zunächst erscheint die Idee erstmal nicht abwegig zu sein: Die Grünfläche im Spitz zwischen Stadtgraben und Aegidiistraße ist kein biologisches Highlight. Wer dort lebt - sei es als Maulwurf, Maus oder Kaninchen - muss angesichts der Abgase und des Lärms hartgesotten sein. Empfindliche Gemüter aus Flora und Fauna sind dort wohl nicht lebensfähig.
Aber sollte man die Fläche deshalb bebauen, so wie es das Liegenschaftsamt jetzt empfohlen hat? Und worüber die Politiker hinter verschlossenen Türen diskutieren? Vielleicht, weil jedem klar ist, wie sensibel das Thema ist?
Natürlich: Eine Million Euro könnte man aus der dreieckigen Fläche erzielen. Auch das ein Grund, den Rasenplatz an einen Investor zu verkaufen, der darauf baut. Aber ganz im Ernst: Wer, bitteschön, will an dieser Stelle wohnen? Eingekesselt von zwei vielbefahrenen Straßen, Kruse Baimken samt Abendbetrieb gleich gegenüber? Was für eine Art von Haus soll dort entstehen? Ein Bunker?
"Nicht maximale Bebauung, sondern Stärkung der Wegeführung" sei für Münster wichtig, schrieb Stadtdirektor Hartwig Schultheiß im Magazin des "Vereins für Stadtentwicklung und Handel". Nur so könne die Stadt ihre Attraktivität erhalten. Er schrieb dies im Zusammenhang mit der Stubengassen-Bebauung.
Im Lichte der aktuellen Diskussion betrachtet heißt das aber auch: Finger weg vom Rasenstück! Die Bebauung des benachbarten Parkplatzes reicht aus, um Münster ein neues Aegidii-Eingangsportal zu schaffen. Und allein diese Vorgabe hatte auch der Planungswettbewerb, der vor einigen Jahren für den Bereich gestartet worden ist.
Nicht alles, was massiv bebaut werden kann, sollte auch bebaut werden. Ein Beispiel, wo es gut klappt: Münsters Frischluftschneisen - Aasee, Kanalstraße, Horstmarer Landweg -, also jene Grünflächen, die sich vom Außenbereich bis in die Stadtmitte erstrecken, sind den Planern heilig.
Doch eine Rasenfläche inmitten der Promenade - Münsters ganzer Stolz - zwischen dem grünen Aegidiipark und dem grünen Aasee und der grünen Westerholtschen Wiese soll bebaut werden? Wie passt das zusammen? Gar nicht.
Dass der Vorschlag hinter verschlossenen Türen diskutiert werden sollte, passt zu Münster. Hier wird vieles im Geheimen ausgekungelt, damit der Bürger sich nicht vorzeitig sorgt oder alles zerredet. In diesem Fall ist es nach hinten losgegangen. Gut so. - Stefan Bergmann


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