Von , 12.10.2016

Stefan Bergmann

Stefan Bergmann

Die schnarchige Große Koalition in Berlin kriegt ja nicht viel zustande. Brücken nicht saniert, kalte Progression ist nicht abgeschafft, Gleichberechtigung aller Lebensformen nicht erreicht, Flüchtlinge werden nicht ordentlich behandelt, die Bürger wenden sich von den etablierten Parteien ab und wählen radikal, weil sie sich nicht ernst genommen fühlen. Die Devise der Koalition müsste also lauten: Wir schaffen das eher nicht!
Doch eines haben Sie dann doch wirklich geschafft: Sie haben des Fracking verboten, also jenes Auspressen von Gas, das sich allerdings nur unter Zuhilfenahme von Wasser und Chemikalien und eminent hohem Druck aus dem festen Gestein unter der ,Erde löst. Klingt unkonventionell? Stimmt. Heißt auch so: unkonventionelles Fracking. Was uns das angeht? Viel. Denn im Münsterland - in Nordwalde, in Drensteinfurt, in Herbern - liegen riesige Gasfelder, allerdings gut verpackt in Schiefergestein. Die großen Ölkonzerne würden gerne Probebohrungen unternehmen, würden das Gas gerne aus dem Boden herausfracken. Doch sowohl Bund, als auch Land als auch der Regionalrat haben dem jetzt eine Absage erteilt - und das unkoventionelle Fracking quasi verboten. Denn die Folgen können gravierend sein. Nicht nur, dass das Wasser samt Chemikalien im Verdacht steht, höchst umweltschädigend zu sein. Eine weitere Folge des Frackings ist weitgehend unbekannt.


Also, fragen wir mal die Holländer.
Wer zwischen Groningen (schöne Stadt!) und der Nordsee lebt, ist Kummer gewohnt. Immer wieder bebt hier die Erde. Die Schäden an Häusern gehen in die Millionen. Denn genau unter diesem Landstrich liegen die größten Erdgasvorkommen Europas. Nun ist das Gas in einer Blase versammelt unter der Erde. Man muss es nicht aus dem Gestein herauspressen. Doch allein die Tatsache, dass die Gasblase unter der Erde immer kleiner wird, lässt die Erde beben. Weiß irgendwie keiner, will auch keiner wissen, Holland ist weit weg. Die Förderunternehmen zahlen brav die Entschädigungen für Haus und Hof, um die Leute ruhigzustellen.
Auch das unkonventionelle Fracking verändert die Tektonik der Erde. Es zerbröselt Gesteinsschichten, tief unten. Die Erdschichten geraten unter Spannung, und dann kann es rumpeln. Das Münsterland würde zum Erdbebengebiet - siehe Groningen. Das alles kommt nicht, wenn die Politik hart bleibt. Hoffen wir's.
Ach so, was ist denn jetzt eigentlich "konventionelles Fracking"? Mit diesem Verfahren holt man Gas aus der Erde, dass beispielsweise in Sand oder anderen porösen Schichten steckt. Wird es von oben mittels einer Bohrung angepiekst, strömt es von selbst. Diese Fracking-Methode kann von jedem Bundesland frei Hand erlaubt werden. Und wird es auch. Niedersachsen steigt just in diesen Monaten wieder in diese Fördermethode ein. - Stefan Bergmann

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