Von , 19.10.2016

Christian Szepan

Sonntag in Ruhe

Ich begegne meiner netten Nachbarin während der Woche eigentlich gar nicht. Daher verabreden wir uns gerne am Sonntagnachmittag zu Kaffee und Kuchen. [Bei gutem Wetter treffen wir uns im Garten, ansonsten besuchen wir uns gegenseitig.] Früher war das unser festes Ritual. Jetzt sehen wir uns nur noch selten: Wir müssen nun auch unsere sonntägliche Treffen planen, seitdem sie eine Stelle als Verkäuferin in der Innenstadt angenommen hat und ich immer häufiger am Wochenende ins Büro muss.
Wir beide erleben, was für viele Berufstätige schon heute Alltag ist und für noch mehr bald Realität sein wird: Aus dem Sonntag wird schleichend ein ganz normaler Werktag.
Der arbeitsfreie Sonntag musste hart erkämpft werden. Das Errungene ist es wert, verteidigt zu werden. Daher arbeiten viele kirchlich und gewerkschaftlich aktive Bürger in der Initiative „Freier Sonntag Münster“ mit.
Wir verstehen nicht, warum die Werktage immer weiter „ausfransen“. Warum beispielsweise die Geschäfte auch sonntags geöffnet haben müssen, obwohl alle genügend Zeit haben, um von Montag bis Samstag fast rund um die Uhr einkaufen zu können.
Diese Frage interessiert fast jeden: 85,4 Prozent der wahlberechtigten Münsteraner wollen nach einer repräsentativen Umfrage am Bürgerentscheid am 6. November teilnehmen. Die Sonntagsöffnung der Geschäfte elektrisiert die Stadt. Gut so! Das letzte Wort darüber sollten wir nicht allein den Gerichten überlassen. Jeder Einzelne kann mitentscheiden, ob der Kaufrausch auch sonntags weiter ausgeweitet werden muss.
Belastet werden die Anwohner in der Innenstadt und der Hauptverkehrsstraßen: Aus eigener Erfahrung weiß ich, der Stau auf der Weseler Straße hält an verkaufsoffenen Sonntagen locker mit dem im Berufsverkehr mit.
Nicht alles kaufe ich persönlich im Geschäft. Ich habe schon im Garten sitzend oder noch im Bett liegend in den Onlineshops von Kaufhof, Karstadt, H&M und Saturn gestöbert, die jederzeit erreichbar sind. Fast alle bei uns ansässigen größeren und kleineren Geschäfte sind im Internet vertreten und verfügen schon lange über diesen Vertriebsweg.
Die Händler des Münsterlandes machen sich Sorgen um ihre Existenz. Gerade denen schaden die verkaufsoffenen Sonntage in der Stadt. Diese zielen darauf ab, noch mehr Kaufkraft aus dem Umland abzusaugen, wodurch sich dort die Probleme weiter verschärfen.
Wir Münsteranerinnen und Münsteraner haben jetzt die einmalige Chance, die Frage der Sonntagsruhe selbst zu entscheiden! Stimmen Sie am 6. November im Wahllokal mit ab oder beantragen Sie Briefwahl!
Schönen Sonntag!
Christian Szepan ist Mitglied der Initiative „Freier Sonntag Münster“


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