Von , 26.10.2016

Ruprech Polenz

Ruprecht Polenz

Vorweg: Ich bin Mitglied von Preußen Münster und habe seit langem zwei Tribünen-Dauerkarten. Wie alle Fans ärgere ich mich darüber, dass der Stadionausbau so schleppend vorangeht. Trotzdem bin ich alles andere als sicher, ob es klug ist, jetzt eine Kehrtwende zu vollziehen und nur auf den Neubau eines Stadions mit 40.000 Plätzen zu setzen.
Denn ich habe ein Déjà-vu-Erlebnis: Nach dem Aufstieg von Preußen in die 2. Bundesliga sollte 1989 das Stadion an der Hammer Straße schrittweise in ein neues Stadion umgebaut werden - so wie das beispielsweise in Osnabrück und Bielefeld geschehen war. Nachteil: der Umbau musste während des Spielbetriebs bewerkstelligt werden.
Deshalb kam das sog. Utrechter Modell ins Gespräch. Mit Büro- und sonstigen Nutzflächen "In den Ecken" und unter den Tribünen teilfinanziert, sollte ein gänzlich neues Stadion gebaut werden. Daraus wurde der Preußen-Park, ein Plan für ein Einkaufszentrum mit angeschlossenem Stadion, wie die Kritiker sagten, die das Projekt schließlich 2000 gerichtlich zu Fall brachten.
Danach wurden überall in Münster geeignete Alternativ-Standorte gesucht und nur die Nieberdingstraße als geeignet für einen Stadion-Neubau gefunden, vorausgesetzt, bestehende Mietverhältnisse ließen sich auflösen.
Weil das lange dauern könnte, besinnen sich Verein und Stadt auf den Standort an der Hammer Straße, der seitdem schrittweise (Haupttribüne, überdachte Gegengerade) ausgebaut wird. Zum Schließen der Westkurve durch eine neue, überdachte Tribüne ist ein Bebauungsplan nötig, der auf sich warten lässt.
Also jetzt wie bei Monopoly: Gehe zurück auf los? Ich habe Zweifel: Das erforderliche städtische Grundstück von 20 Hektar soll kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Niedrig gerechnet sind das 40 Millionen € (200.000 qm à 200 €). Auch wenn man sich dazu bereit findet: Wird es gelingen, einen anderen Standort im Stadtgebiet zu finden?
Und wie sieht es mit der Finanzierung der 80 Millionen aus, die dann der Neubau für 40.000 Zuschauer kosten soll? Herr Stainsch verweist auf die Fernseheinnahmen eines Erst(!)ligisten von 40-45 Mio €, von denen jährlich 4 Mio als Rendite/Rückzahlung für die Investoren zur Verfügung stünden. Im übrigen gibt es keine öffentlichen Aussagen zur Finanzierung.
Ich finde, wir sollten es in Münster so machen, wie in Mainz. Dort wurde das neue Stadion gebaut, NACHDEM Mainz 05 schon ein paar Jahre in der ersten Liga gespielt hatte. Ein schneller Ausbau an der Hammer Straße hilft den Preußen mehr als der sehnsuchtsvolle Blick auf die Taube auf dem Dach.


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