Von , 30.11.2016

Arno Tilsner

Arno Tilsner

Die New York Times hat das original Transcript eines Interviews mit dem gewählten amerikanischen Präsidenten veröffentlicht, aus dessen Inhalt man einige Passagen kennen sollte, wenn man darüber spekuliert, wie Trumps 'great again' im Hinblick auf Amerika gemeint ist. In Europa wird aus dem Interview mehrfach diese Passage zitiert: TRUMP: ..."I got a call from Tim Cook at Apple, and I said, ‘Tim, you know one of the things that will be a real achievement for me is when I get Apple to build a big plant in the United States, or many big plants in the United States, where instead of going to China, and going to Vietnam, and going to the places that you go to, you’re making your product right here.’ He said, ‘I understand that.’ I said: ‘I think we’ll create the incentives for you, and I think you’re going to do it. We’re going for a very large tax cut for corporations, which you’ll be happy about.’"
Der programmatische Punkt, der es in sich hat, taucht hier allerdings nicht auf. Er steht in den 5 Sätzen davor, die nicht zitiert werden.
"FRIEDMAN: Are you worried, though, that those companies will keep their factories here, but the jobs will be replaced by robots?
TRUMP: They will, and we’ll make the robots too.
[laughter]
TRUMP: It’s a big thing, we’ll make the robots too. Right now we don’t make the robots. We don’t make anything. But we’re going to, I mean, look, robotics is becoming very big and we’re going to do that. We’re going to have more factories. We can’t lose 70,000 factories. Just can’t do it. We’re going to start making things."
Erst an dieser Stelle des Interviews erwähnt Trump sein Telefongespräch mit dem Apple-Boss. Was hat Trump da auf dem Zettel? Offensichtlich die Absicht, der Fabrikautomation in Amerika einen gewaltigen Schub zu geben, indem er amerikanischen Firmen massive Steuervorteile gewährt, wenn sie die im trickreichen globalen Handel entzogenen Steuermilliarden zum Aufbau einer vollautomatischen Produktion in den USA nutzen.
Zwar haben die vormals traditionell zu den Demokraten tendierenden Wähler*innen des 'Rust Belt' - bis zu den 1970er Jahren nannte man diese "älteste und größte Industrieregion der USA" respektvoller "Manufacturing Belt" (Quelle: Wikipedia) - Donald Trump ins Amt gewählt, aber sie werden deshalb nicht wieder Kohle fördern und/oder Stahl kochen.
Ihr kommender Präsident hat sie ähnlich geschickt als Stimmvieh benutzt wie die schwerreiche Marke Apple die zahlreichen Löcher nationaler Steuergesetze. Im Interview legt Trump noch einen drauf. Die in vielen Ländern nicht abgeführten Steuern sollen in den USA die nächste Runde industrieller Revolution anheizen, in der es nicht mehr darauf ankommt, wer die billigsten Arbeiter*innen vorhält sondern wer Arbeit weitestgehend überflüssig macht. Für Millionen Amerikaner, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben und Trump gewählt haben, ein Schlag ins Gesicht. So sagt ein Populist seinen Wähler*innen danke. - Arno Tilsner


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