Von , 04.01.2017

Ruprecht Polenz

Ruprecht Polenz

"Sehen Sie dem kommenden Jahr mit Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen?" Diese Frage stellt das Institut für Demoskopie Allensbach seit 1948
jedes Jahr zum Jahresende in einer Bevölkerungsumfrage. Durch die regelmäßig
identische Fragestellung ergab sich im Laufe der Jahre die Möglichkeit, die Umfrageergebnisse im Nachhinein mit der tatsächlichen Entwicklung des "neuen Jahres" zu vergleichen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse ziemlich genau die Konjunkturaussichten des Folgejahres vorweg nehmen. Das
Stimmungsbarometer bietet also einen recht zutreffenden Blick auf das
kommende Jahr.
Ich hätte einen ziemlich düsteren Blick der Bevölkerung auf 2017 erwartet.
Schließlich suggerieren die Schlagzeilen der Medien überwiegend Schlimmes. Und in den meisten Kommentaren auf Facebook kann man erkennen, dass dies nicht ohne Wirkung bleibt. Aber auch hier ist die reale Welt von der virtuellen
Welt der vielen Echokammern verschieden.
Denn das aktuelle Ergebnis auf die Frage „Sehen Sie dem kommenden Jahr mit Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen?" ist deutlich besser. 46 Prozent der Deutschen sagten im Dezember 2016, dass sie dem kommenden Jahr mit Hoffnungen entgegen sehen. Der Wert liegt etwa im Mittelfeld der Ergebnisse der letzten 20 Jahre und deutlich über dem Niveau von 2015 (41 Prozent). Die absoluten Tiefpunkte waren übrigens 1950 (Korea-Krieg, 27 Prozent Hoffnungen), 1973 (Ölkrise, 30 Prozent) und 2002 (bevorstehender Irak-
Krieg, 31 Prozent). Gegenüber den letzten beiden Jahren hat sich die Stimmung
also deutlich erholt.
Für Deutschland war 2016 alles in allem ein gutes Jahr, wirtschaftlich und politisch. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die
meisten europäischen Länder beneiden uns um unsere Stabilität und Sicherheit.
Von anderen Ländern ganz zu schweigen. Gerade weil niemand weiß, was der unberechenbare Donald Trump tatsächlich machen wird, wie Putin weiter agiert oder ob die rechtspopulistische Marie LePen die französischen Präsidentschaftswahlen gewinnt, ist es wichtig, dass Deutschland auch 2017 so etwas wie die "ruhige Mitte Europas" bleibt: verläßlich und solidarisch mit anderen. Völkische Nationalisten wie die AfD dürfen unser Land nicht spalten
und zusammen mit den Rechtspopulisten anderer Länder Deutschland in Europa isolieren.
Deutschland wird 2017 den G-20-Gipfel zu Gast haben. Wenn es gelingen würde, auch die 20 größten Industrienationen ebenso wie die G-7 auf eine Decarbonisierungsstrategie (Weg von Öl und Gas) zu verpflichten, wäre das eine historische Weichenstellung.
Ich bin zuversichtlich, dass auch 2017 für Deutschland ein gutes Jahr werden
kann. - Ruprecht Polenz


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