Von , 11.01.2017

Stefan Bergmann

Stefan Bergmann

"Wir brauchen Eier! Faule Eier!" - das ist eine der Reaktionen auf Facebook auf die Nachricht, dass Frauky Petry mit ihrer Rechtsauslägerpartei AfD am 10. Februar einen Neujahrsempfang im Rathaus halten will. Warum gerade Münster? "Weil sie noch eine Rechnung mit der Stadt offen hat", sagt Martin Schiller, AfD-Ratsherr im münsterschen Rat.
"Noch eine Rechnung offen"? Das klingt nach Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ist auch so. Bereits vor einem Jahr wollte Petry in Münster sprechen, doch ein Gastronom hat ihr kurz vorher abgesagt. Die Veranstaltung fand nicht statt. Jetzt will sie es Münster heimzahlen - man sieht, welch' Geist in der AfD weht. Das Rathaus wird an jedermann vermietet, der dafür Geld bezahlt. Einzige Bedingung: Das Ereignis muss mit dem "Stil und dem Charakter" des historischen Rathauses vereinbar sein, urteilte vor zwei Jahren die Bezirksregierung. Wir erinnern uns: Die schlagende Studentenverbindung Rhenania wollte dort feiern. Die Politik hatte abgelehnt. Die Bezirksregierung erteilte eine Nachhilfestunde: Weder die Tatsache, dass in der Studentenverbindung keine Frauen Mitglied werden dürfen, noch, dass sie eine schlagende Verbindung ist, verhindere eine Vermietung. Denn solche Kriterien seien der Stadt bisher auch nicht wichtig gewesen. Heißt das im Umkehrschluss, dass Frauenfeindlichkeit und verletzende Fecht-Spiele dem "Stil und Charakter" des Rathauses entsprechen? Klingt fast so.
Doch zurück zu Frau Petry. Die AfD ist nicht verboten, sitzt mithin in diversen Landtagen. Juristisch gibt es keinen Grund, ihr den Zutritt zum Rathaus zu verwehren. Man hätte nach dem Rhenania-Reinfall die Vermietungs-Kriterien ändern können, hat es aber sein gelassen. Das rächt sich jetzt. Münsters altes, ehrwürdiges, geschichtsträchtiges und auch schönes Rathaus, d a s Symbol für den Frieden in Europa, wird so verramscht wie eine x-beliebige Mehrzweckhalle. Besondere Bedingungen: Keine. Hauptsache, die Kohle stimmt. Dass das "Rathaus des Westfälischen Friedens" nicht durch eine strenge Hausordnung geschützt wird, die beispielsweise Parteien heraushält, die einen Schießbefehl gegen Flüchtlinge (Petry, von Storch) für einen gangbaren Weg halten, ist irritierend.
"Keinen Meter den Nazis", allzeit bereites Bündnis im Protest gegen alles, was weiter rechts ist als die CDU, ruft zur Demonstration auf. Die SPD mischt kräftig mit. Von den anderen Parteien ist noch nichts zu hören. Aber trotzdem dürfte der Prinzipalmarkt voll sein am 10. Februar. Womöglich so voll, dass keine Autos mehr durchfahren können. Ein Recht auf freie Straßen hat auch die AfD nicht.
Wohlan: Freuen wir uns auf eine schicke Demo, das macht der Münsteraner gern. Und in diesem Fall: Absolut berechtigt. Und Frauke Petry freut sich auf einen kräftigen medialen Widerhall. Den sie leider auch kriegen wird. - Stefan Bergmann


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