Von , 25.01.2017

Ruprecht Polenz

Ruprecht Polenz

Stell´dir vor, es ist Neujahrsempfang, und keiner geht hin. Ganz so wird es nicht sein beim Empfang der AfD im Rathaus. Denn die Neugier ist bei manchen zu groß. Deshalb ist es wichtig, dass zum bunten Neujahrsempfang der Gegendemonstranten möglichst viele auf den Prinzipalmarkt kommen. Und dass sie die AfD Lügen strafen, wenn sie behauptet, sie werde gewaltsam verfolgt und unterdrückt.
Diesen Eindruck erwecken Leserbriefschreiber in den WN, wenn sie die angekündigten Gegendemonstrationen als "Meinungsterror" bezeichnen, "der gerade auf die bürgerliche Klientel der AfD abschreckend wirken könnte."
Diese "bürgerliche Klientel" der AfD kann es nach der letzten Woche nicht mehr geben. Jedenfalls kann niemand mehr gutgläubig behaupten, die AfD sei für ordentliche Bürger eine wählbare Partei. Zwei Ereignisse haben auch dem letzten deutlich vor Augen geführt, dass die AfD eine rechtsradikale Partei ist, in ihrer völkischen und nationalistischen Ideologie kaum zu unterscheiden von der NPD, deren Verfassungsfeindlichkeit gerade vom Bundesverfassungsgericht festgestellt wurde.
Der AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke hat in Dresden eine Brandrede zur Entsorgung der deutschen Geschichte gehalten hat. Gerd Appenzeller bringt es im "Tagesspiegel" auf den Punkt: "Die deutsche Geschichte muss nicht umgeschrieben werden. Täter bleiben Täter und Opfer Opfer. Wenn die Entnazifizierung die deutschen Wurzeln fast ausgerottet hat – Originalton Höcke –, was ist das für ein Baum, der da wächst? Einer, der seine Kraft aus dem Nationalsozialismus schöpfte. Wird Geschichtsschreibung um 180 Grad gedreht – ist dann der Zweite Weltkrieg das erfolglose Aufbegehren Deutschlands gegen eine Verschwörung von Bolschewismus und Weltjudentum? Nein. Wer diese Partei, die AfD, nach der Dresdner Rede noch wählt, hat das Recht auf Irrtum verwirkt."
Auf Einladung der AfD haben sich die rechtspopulistischen und rechtsradikalen Parteien Europas in Koblenz getroffen. Le Pen (Front National) und Geert Wilders gehörten ebenso wie die AfD-Vorsitzende Frauke Petry zu den Rednern.
Petry setzte in ihrer nationalistischen Rede die EU mit der Naziherrschaft über Europa gleich und forderte die Abschaffung der EU.
Wenn es noch irgendetwas gebraucht hätte, um "bürgerliche Klientel" von einer Wahl der AfD abzuschrecken, dann haben die Reden von Höcke und Petry letzte Zweifel ausgeräumt. Jeder weiß jetzt, wohin die Reise mit der AfD gehen würde.
Nach dieser Rede von Petry vor europäischen Rechtsradikalen in Koblenz muss niemand mehr neugierig auf diese Frau sein und was sie in Münster sagt. Sie erzählt seit langem dasselbe. Dass sie auf diesem Weg mit ihrer Partei allein ist, sollte die bunte Gegendemonstration zeigen: bunt, vielfältig, friedlich, international, multikulturell. - Ruprecht Polenz


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