Von Ruprecht Polenz, 04.10.2017

Während ich diesen Presseausweis schreibe, spielt Preußen Münster gegen Osnabrück.

Während ich diesen Presseausweis schreibe, spielt Preußen Münster gegen Osnabrück. Ich kann das Derby leider nicht sehen, weil ich nach München muss. Meine beiden Tribünenkarten, die ich seit längerem habe, wird mein Sohn nutzen. Ich kann den Preußen nur von unterwegs die Daumen drücken.

Mit vielen Fans ärgere ich mich jedes Mal über die marode Westkurve und dass es mit dem Stadion nicht voran geht. Seit dem Aufstieg in die 2. Liga 1989 war ich dafür, das Preußenstadion schrittweise auszubauen, so wie man das in Osnabrück und Bielefeld gemacht hatte. Aber über zwanzig Jahre suchte man eine andere, größere Lösung. Utrechter Modell und Preußenpark sind die Stichworte dafür.

Am Ende kam man wieder zum Ausbau am bisherigen Standort zurück. Der Verein war einverstanden. Ein Bebauungsplan wurde in Auftrag gegeben.

Dann wieder eine Volte: Ein moderner Ausbau des Preußen-Stadions an der Hammer Straße mit überdachten Plätzen für 20.000 Zuschauer reiche nicht aus, sagte der neue Vorstand von Preußen Münster vor einem Jahr und forderte einen Stadionneubau: 40 Hektar Fläche für ein Stadion mit 40.000 Plätzen. Kosten des Stadionneubaus (ohne Grundstück und Infrastruktur) 40 Mio €, die der Verein aufbringen will. Nur dann sei das Stadion Erstliga-tauglich, heißt es zur Begründung.

„Bis heute sind die Preußen das einzige Gründungsmitglied der Bundesliga, das nie wieder erstklassig spielte,“ erinnert die Homepage des Vereins an die Saison 1963/64. Das ist über 50 Jahre her.

Den Traum von der 1. Bundesliga träumen mit Preußen Münster nicht nur die 19 anderen Vereine, gegen die der SCP gegenwärtig in der 3. Liga spielt. Diesen Traum träumen auch die 18 Vereine in der 2. Bundesliga, darunter so klangvolle Namen wie Nürnberg, Düsseldorf, Kaiserslautern oder St. Pauli.

Der Durchmarsch von Red Bull Leipzig von der 4. in die 1. Liga ist eine Ausnahme und war nur möglich mit den Geldern eines Sponsors, dessen Energy-Drink vor allem durch Sportinvestitionen vermarktet wird. Auf einen derartigen Geldgeber kann der SCP realistischerweise nicht hoffen.

Ich denke, Münster sollte das Mainzer Modell umsetzen. Dort hat die Stadt das alte Stadion voll Zweitliga-tauglich gemacht. Mit dem modernen Ausbau auf 20.000 Zuschauer ist das an der Hammer Straße möglich. Und als Mainz 05 den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft hatte, wurde das neue Stadion gebaut. Bis es in Münster so weit ist, werden die überdachten 20.000 Plätze an der Hammer Straße ausreichen.

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