Von Stefan Bergmann, 29.11.2017

Christian Schmidt. Christian…wer?

Christian Schmidt. Christian…wer? Der Mann ist Minister und in den letzten Jahren nicht sonderlich aufgefallen in Berlin. Obwohl er von der CSU kommt und deren Schergen sorgen ja immer mal für Unmut in der Berliner Polit-Dunstglocke und auch im Land.

Unerreicht beispielsweise die Art und Weise, wie die CSU-Verkehrsminister Millioneninvestitionen im offenbar völlig maroden Bayern-Ländle schönreden, während anderswo bröckelnde Brücken gesperrt werden müssen und andere wichtige Infrastrukturprojekte vor sich hindümpeln.

Christian Schmidt also. Si tacuisses…könnte man sagen. Hätte er in Brüssel genauso geschwiegen wie die vielen Jahre zuvor in Berlin, dann stünden CDU und SPD jetzt nicht vor einem Scherbenhaufen. Doch Schmidt hat in Brüssel für die erneute Zulassung des möglicherweise krebserregenden Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat gestimmt. Obwohl er wusste, dass das SPD-geführte Umweltministerium dagegen ist.

Laut Koalitionsvereinbarung hätte er sich also der Stimme enthalten müssen und einfach nur das tun, was er am besten kann: Nichts. Doch mit seinem egozentrierten Ja zu Glyphosat hat er sich nicht nur schlagartig einen Namen gemacht, vielleicht ist er auch zum Totengräber einer wie auch immer gearteten neuen Regierung geworden. Gerade hatte Bundespräsident Steinmeier die SPD weichgekocht, so dass sie doch noch einmal über eine Große Koalition oder einer Duldung einer CDU-/CSU-Regierung nachdenkt, da zeigt die CSU, wie vertrauenswürdig sie als Politik-Parnter ist.

Schmidt begründete seine Chuzpe mit „Glyphosat wäre doch sowieso gekommen“ oder mit Interessen der bayrischen Landwirtschaft. Bayern first, Deutschland second? So scheint es. Der Wiener „Standard“ vermutet, dass Schmidt Ja gesagt hat, weil Glyphosat vom amerikanischen Chemiekonzern „Monsanto“ hergestellt wird, und der wird gerade von Bayer gekauft. Klingt plausibel. Doch der erste Grund dürfte sein: Die konventionellen Bauern können auch weiterhin ihr Land vergiften mit Chemie, auf dass kein Kraut mehr auf der Erde wächst. Sondern nur hochgezüchtete industriell verwertbare Mainstream-Pflanzen. Kommerz first. Natur second.

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