Von Arno Tilsner, 06.12.2017

Als ich dieser Tage einen Redeausschnitt der GRÜNEN-Frau Göring-Eckardt

Als ich dieser Tage einen Redeausschnitt der GRÜNEN-Frau Göring-Eckardt auf den Bildschirm bekam, in dem Sie Bienen, Schmetterlinge und Vögeln ihre Solidarität versicherte, war mein erster Gedanke: 'puh, geht es vielleicht etwas weniger pathetisch'.

2 Tage später musste ich erkennen, dass der Sachverhalt, um den es Frau Göring-Eckardt geht, nicht pathetisch genug angesprochen werden kann. In einem Parforceritt hatte der CSU Minister Schmidt gegen eine ausdrückliche Absprache im Kabinett Merkel einer europaweiten Verlängerung der Zulassung des Pflanzengiftes Glyphosat zugestimmt.

Glyphosat ist nicht irgendeine Tinktur für den gelegentlichen Gebrauch in begrenztem Umfang. Glyphosat ist als DER Grünpflanzen-Killer schlechthin weltweit im Einsatz. Mit der ganzen Wucht seiner Effizienz wirkt er dort, wo auf quadratkilometer-großen Flächen zuerst jedes grüne Leben ausgelöscht wird, um danach zum Beispiel Mais anzupflanzen, der genetisch so verändert ist, dass die für andere Pflanzen absolut tödliche Wirkung des Giftes ihm nichts anhaben kann.

Die Firma hinter Glyphosat ist die amerikanische Firma Monsanto, und die Firma hinter Monsanto kommt aus Deutschland, ist ein DAX-Konzern und heißt Bayer. Bayer ist im Begriff, Monsanto für 55 Milliarden Euro zu kaufen. Ein Verbot der Substanz, derentwegen Monsanto Bayer 55 Milliarden Euro wert ist, wäre für eine Artenvielfalt in Europa lebensverlängernd, für den Bayer/Monsanto-Deal wäre ein Verbot eher tödlich.

Man kann also sagen, der Minister Schmidt von der CSU hat mit seinem gar nicht so einsamen Beschluss dem 55 Milliarden Geschäft nicht Leben eingehaucht sondern eingeblasen.

Grünes Licht von der CSU, um wegen höchstmöglichem Profit Grünpflanzen rund um den Globus das Lebenslicht auszublasen und damit Populationen von Insekten jede Nahrungs- und Vermehrungsgrundlage zu entziehen.

Ich male schwarz? Nein, ich führe die Diskussion nur nicht da, wo die Befürworter sie führen möchten. Für sie ist wissenschaftlich nicht erwiesen, ob es für Menschen krebserregend ist, Glyphosat aus dem 0,3 oder 0,5 Liter Glas zu trinken. Mir reicht der schlichte, in jedem Prospekt versprochene und nicht nur von Landwirten in Bayern gerne genutzte Zweck dieses Flächengiftes, das auch mit Flugzeugen ausgebracht wird: eine natürliche, vielfältige Flora mit vergleichsweise geringem Geldeinsatz auf ganzen Landstrichen auszurotten.

In anschließenden Diskussionen über die Anwendung des Totalherbizids habe ich gelernt, dass industrielle Landwirtschaft heute auf der ganzen Welt nicht mehr ohne Glyphosat kann. Zum Preis vπon Bayers Gift gibt es keine Arbeitskräfte, die sich bücken, um Nutzpflanzen von Unkraut und Schädlingen zu befreien. Ganz zu schweigen von der Mithilfe dessen, was wir früher 'ökologisches Gleichgewicht' nannten. Der moderne Landwirt steuert Mitte des Jahrhunderts vom Küchentisch aus Drohnen, die Bayers Grüngift über großen Landflächen ausbringen, bevor andere App-gesteuerte Fahrmaschinen mit hoher Geschwindigkeit die Flächen jauchen, grubbern und neu bestellen.

Als einer, der eine Kindheit im elterlichen Schrebergarten verlebt hat, umgeben von schmackhaftem Obst, Gemüse und hinreißenden Blumensträußen - alles im Jahr zu seiner Zeit - weiß ich, dass zwei Generationen später kaum jemand so viel Arbeit in die Erzeugung, Zubereitung und Haltbarmachung von Lebensmitteln stecken würde, wie die Eltern und Großeltern es unter Mithilfe ihrer Kinder mit Leidenschaft und Freude taten.

Billige Lebensmittel für den Massenmarkt wachsen heute auf einem landwirtschaftlichen Standard aus Gift, Jauche und genveränderten Pflanzen. Ich hoffe auf kluge, tatkräftige Köpfe, die dazu Alternativen weiter und weiter entwickeln. Funktionierende Alternativen von unten bleiben das wirksamste Mittel gegen Gift von oben.

Selbstverständlich lassen sich zu dem von Profitmaximierung getriebenen Marktgeschehen Alternativen entwickeln, egal ob in der Landwirtschaft, im Gesundheitswesen oder z.B. im Energiebereich. Allerdings wird man tief in die Materie einsteigen müssen.

Mir lag vor 6 Jahren dieser Einstieg bei der Stromerzeugung näher als bei Obst und Gemüse. "Strom aus Sonnenschein" bleibt mein Thema als ausdrücklicher Gegenentwurf zum deutschen Strommix, der weiterhin von Kohle- und Atomstrom bestimmt wird.

Ob SPD/GRÜNE oder CDU/FDP Landesregierung in NRW, die RWE AG baggert und verfeuert im Garzweiler Tagebau unter unseren Augen vor unserer Haustür Braunkohle, als gäbe es kein Morgen. Geht nicht anders, sagt ein Heer von Fachleuten und zeigt auf den nicht ausreichenden Sonnenschein im Winter.

Stimmt, aber bei jeder neuen Heizung, die wir in Wohnhäuser, Büros, Geschäfte, Verwaltungen, Schulen, Kitas etc. bauen, können wir aus dem das-machen-wir-schon-immer-so austeigen und in die eigene kombinierte Wärme/Strom-Erzeugung auf der Grundlage von Erdgas einsteigen. Gas statt Kohle für eine eigene kombinierte Wärme- Stromerzeugung im Winter reduziert die freigesetzten Luft-Schadstoffe um ca. die Hälfte.

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