Presseausweis
Von Arno Tilsner, 28.02.2018
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wer heute etwas vermitteln möchte,
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wer heute etwas vermitteln möchte, braucht ein überzeugendes Narrativ, oder - wie wir früher sagten - eine gute Geschichte.
Meine beginnt in der Nacht von Samstag auf Sonntag kurz vor oder nach Mitternacht: "Was ich Dir zu heute Abend noch sagen wollte ...". In weniger als einer halben Minuten standen wir uns so unversöhnlich gegenüber wie ich mich an das Mal davor gar nicht erinnern kann.
Streit unter uns ist selten. Für diesen aus heiterem Himmel mit derartiger Wucht war ich nicht vorbereitet. Es gab ein kurzes, scharfes Wortgefecht, danach gingen wir grußlos ohne jedes Verständnis für einander in unsere Zimmer. Grußlos, verständnislos, energielos, schlaflos: alles was ich darüber in 67 Jahren gelernt habe, lässt sich kurz so zusammenfassen: NICHT GUT!
Wissend, dass es einen gemeinsamen nächsten Morgen geben wird, habe ich nach einer schlaflosen halben Stunde meine Lebensenergie gesammelt, nebenan geklopft und das Gespräch mit dem begonnen, was ich sicher sagen konnte: "Ich bin sehr unglücklich ... ."
Kurze Zeit später wussten wir, wir hatten ein und dieselbe Situation lediglich aus unterschiedlicher Perspektive erlebt. Hätten wir uns von Anfang an davon erzählen können, hätten wir uns den Streit und den Energieverlust gespart.
Leben im Team ist vor allem die Kunst, seine Energie NICHT im gegenseitigen Unverständnis der Andersartigkeit zu verschwenden.
Warum erzähle ich Euch die Geschichte? Weil ich Eure Aufmerksamkeit darauf lenken möchte, dass ENERGIE im Leben viel mehr ist als NUR Strom.
Mit Energie können wir eine Menge bewegen, ohne Energie im Verhältnis dazu fast nichts. Während der letzten hundert Jahre haben wir Menschen uns daran gewöhnt, dass alle Energie der Welt eine Ware ist, die wir zu jeder Zeit und in jeder Menge kaufen können, wenn wir nur genug Geld ausgeben. Sparen, Energieverlust vermeiden ist ein Narrativ von gestern.
Heute hauen wir im Hier und Jetzt raus, was wir haben. Wenn eine Energiequelle für uns erschöpft ist, bohren wir eine neue an und noch eine und noch eine. Im wirklichen und im übertragenen Sinne. Ob wir wollen oder nicht, eine 'unsichtbare Hand' hat uns zu Energie-Junkies geformt. Rastlos hetzen wir durch die Zeit, unterwegs nach immer neuen Quellen.
Halten wir für einen Moment still, entdecken wir die Kunst des Sparens neu, machen wir die 'unsichtbare Hand', die uns durch unser Leben hetzt, sichtbar.