Von Ruprecht Polenz, 07.03.2018

Jedes Problem wird zum Nagel, wenn man zur Lösung nur einen Hammer hat.

Jedes Problem wird zum Nagel, wenn man zur Lösung nur einen Hammer hat. Problem: die Luftverschmutzung in unseren Städten. Dafür gibt es viele Ursachen. Aber die Lösungsvorstellungen erschöpfen sich in der Diskussion über Dieselfahrverbote.

Letzte Woche hat das Bundesverwaltungsgericht den Städten grünes Licht für die Verhängung von Fahrverboten für Dieselfahrzeuge gegeben, wenn die Feinstaubbelastung den zulässigen Maximalwert von 50 Mikrogramm der Partikel pro Kubikmeter Luft überschreitet. Aber wieviel Feinstaub kommt überhaupt aus einem Diesel-Auspuff im Vergleich zu den anderen Quellen für diese Luftbelastung?

Wichtige vom Menschen verursachte Feinstaubquellen sind Kraftfahrzeuge, Kraft- und Fernheizwerke, Abfallverbrennungsanlagen, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern. Beim Straßenverkehr gelangt Feinstaub nicht nur aus Motoren in die Luft, sondern in etwa gleicher Größenordnung auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die Aufwirbelung des Staubes auf der Straßenoberfläche.

Außerdem spielt die Wetterlage eine erhebliche Rolle. Der Meteorologe spricht dann von einer austauscharmen Wetterlage. Erhöhte Feinstaubwerte sind deshalb vor allem im Winter ein Problem.

Zwar ist die Feinstaubbelastung nach Angaben des Umweltbundesamtes seit den 90er Jahren gesunken. Trotzdem sollten wir weitere Anstrengungen unternehmen, um die Luftqualität in unseren Städten zu verbessern. Das wird nachhaltig nur gelingen, wenn wir einerseits alle Quellen reduzieren, andererseits auch durch Straßenbäume oder Mooswände Feinstaubpartikel binden, so dass sie nicht in unsere Atemwege gelangen können.

Auch Münster ist zum Handeln gefordert. Zwar werden die Grenzwerte nur am Breul an wenigen Tagen gering überschritten. Aber die Luftqualität gehört auch zu den Parametern, die bei der Weiterentwicklung der städtischen Mobilitätskonzepte berücksichtigt werden müssen.

Weniger Autos, mehr öffentlicher Nahverkehr, keine Diesel-Busse mehr, mehr Fahrräder -das sind hier die richtigen Ziele. Auch die heiß diskutierten Tempo 30 - Zonen können dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern.

Dazu müssen Schritt für Schritt auch Maßnahmen kommen, die die Luftbelastung durch Öfen und Heizungen in Wohnungen vermindern. Immerhin stammt etwa ein Drittel der Feinstaubbelastung aus diesen Quellen.

Wir brauchen also einen ganzen Werkzeugkasten, um für bessere Luft in unseren Städten zu sorgen.

Aber was ist mit dem Hammer? Gehören Fahrverbote auch zu den notwendigen Maßnahmen? Allenfalls als allerletztes Mittel, finde ich. Zuvor müssten die VW, Mercedes, Audi und BMW politisch dazu gezwungen werden, die Abgasemmissionen ihrer Dieselfahrzeuge auf das Maß zu reduzieren, das sie ihren Kunden ohnehin versprochen hatten.

Was in den USA ging, sollte auch für Deutschland möglich sein. Für die amerikanischen Kunden wurden die Autos nachgerüstet. Auf Kosten der Hersteller, versteht sich.

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