Von Stefan Bergmann, 28.03.2018

Der Presseausweis pflegt die Pressefreiheit.

Der Presseausweis pflegt die Pressefreiheit. Dazu gehört natürlich auch, dass man als Journalist kritisieren darf, was man für kritikwürdig hält. So geschehen im vorletzten Presseausweis.

Bezirksbürgermeister Stephan Brinktrine hatte etwas nonchalant ein Gutachten der Stadtverwaltung verlesen. Darin hieß es, dass die Austermannstraße doch wohl weiter Austermannstraße heißen solle, auch wenn Austermann im Dritten Reich Juden enteignet habe. Man könne ihn doch jetzt nicht "entehren".

Nun weiß jeder, der Brinktrine kennt, dass er rechter Tendenzen ziemlich unverdächtig ist. Dass er der Stadtverwaltung jedoch so ein Gutachten durchgehen lässt, dies auch noch unterzeichnet und sich erst nach öffentlicher Kritik davon distanziert: Das war der Fehler, so meine Meinung.

Wer meint, Journalisten müssten zwingend vorher rumtelefonieren um sich dann vom Betroffenen in die richtige Richtung lenken zu lassen, der hat Presse- und Meinungsfreiheit nicht verstanden. Man darf seine Meinung sagen. Isso.

Und Politiker müssen damit leben, öffentlich kritisiert zu werden. Ganz schwierig wird es aber, wer Journalisten als "Denunzianten" beschimpft, wie Brinktrine es in seiner Erwiderung letzte Woche getan hat. Dieses Wort ist spätestens seit dem "Dritten Reich" ganz klar einer Sorte Menschen vorbehalten, die aus niederen Beweggründen, zum eigenen persönlichen Vorteil und oftmals heimlich andere Menschen bei der Obrigkeit anzeigen. So ungefähr steht es auch im Duden.

Deswegen, lieber Stephan Brinktrine: D´accord, was Ihre inhaltliche Kritik an meinem Presseausweis angeht. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Aber "Denunzianten" sind nur wirklich sehr abscheuliche Leute, zu denen ich mich nicht zähle. Sie sollten diesen Vorwurf nur mit Bedacht erheben. Und nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern.

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