Von Ruprecht Polenz, 18.04.2018

Münster ist reich. Reich an Sprachen und Nationalitäten.

Münster ist reich. Reich an Sprachen und Nationalitäten. In den Cafés, Restaurants und Kneipen wird nicht nur Deutsch gesprochen, sondern auch Englisch, Französisch, Türkisch, Spanisch, Arabisch, Italienisch oder Russisch.

34.625 Ausländerinnen und Ausländer leben derzeit in Münster. Jeder zehnte der 309.163 Einwohnern Münsters ist kein deutscher Staatsbürger. 20.175 kommen aus anderen europäischen Ländern, darunter 12.250 aus Mitgliedsländern der Europäischen Union.10.215 kommen aus Asien, davon 3.217 aus Syrien. Aus afrikanischen Ländern leben 2.570 Menschen in Münster.

Die Angehörigen von mehr als 160 verschiedenen Nationalitäten machen Münster zu einer bunten und vielfältigen Stadt und tragen dazu bei, dass Münster so lebendig und lebenswert ist.

Natürlich gibt es auch in Münster Probleme beim Zusammenleben. Aber deren Hauptursache sind nicht unterschiedliche Nationalitäten. Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft sind genauso wenig von der Nationalität abhängig, wie Rücksichtslosigkeit oder mangelnder Respekt vor anderen.

Viele haben Anteil daran, ob gutes Miteinander gelingt: Nachbarn, Sportvereine, soziale Einrichtungen und Kirchengemeinden genauso wie Kindergärten, Schulen oder kulturelle Veranstaltungen, die unterschiedlichste Menschen zusammenbringen.

Zu den Einrichtungen, die sich ganz gezielt um Ausländer kümmern, gehört der Integrationsrat. Es gibt ihn seit 2010. Alle Ausländerinnen und Ausländer, die älter sind als 16 Jahre und sich länger als ein Jahr rechtmäßig in Deutschland aufhalten und in Münster ihre Hauptwohnung haben, sind wahlberechtigt. Wer eingebürgert wurde, kann auch als Deutscher mitwählen, wenn der Erwerb der Staatsangehörigkeit nicht länger als fünf Jahre zurückliegt. Zu den 18 gewählten Mitgliedern kommen neun Personen, die der Rat der Stadt Münster in den Integrationsrat entsendet.

Die jährliche interkulturelle Woche oder das interkulturelle Fest gehören zu den Projekten, mit denen der Integrationsrat gegenseitiges Verständnis und gutes Zusammenleben in Münster fördert.

Bisher waren alle Gemeinden in NRW mit mehr als 5000 Einwohnern verpflichtet, einen Integrationsrat einzurichten. Diese Verpflichtung will die Landesregierung aufheben. Es läge dann in der Entscheidung der Stadt Münster, den Integrationsrat beizubehalten oder nicht.

Wahrscheinlich hätte die AfD in jedem Fall gefordert, den Integrationsrat abzuschaffen, auch wenn dieser nicht wegen zwei Veranstaltungen im Rahmen der „Wochen gegen den Rassismus“ in die Kritik geraten wäre. So kamen den völkischen Nationalisten diese in der Tat sehr kritikwürdigen Veranstaltungen gerade recht.

Die Veränderung der Gemeindeordnung sollte der Rat zum Anlass nehmen, in aller Ruhe und umfassend Bilanz zu ziehen über acht Jahre Arbeit des Integrationsrats. Er könnte sich dabei wissenschaftlicher Hilfe bedienen und dann entscheiden, wie die Arbeit weitergehen soll.

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