Von Michael Jung, 09.05.2018

Die Stadt Münster hat die Kaufverträge für die beiden Kasernengrundstücke

Die Stadt Münster hat die Kaufverträge für die beiden Kasernengrundstücke in Gievenbeck und Gremmendorf unterschrieben. Zahlreiche neue Wohnungen sollen dort in den nächsten Jahren entstehen. Ist das nun der Durchbruch am Wohnungsmarkt zugunsten derer, die dringend auf der Suche sind? Dafür spricht leider nichts.

Seit dem Abzug der Briten 2012 sind Jahre ins Land gegangen, in denen Markus Lewe die Verhandlungen verschleppt hat. Zeit, in der nicht nur nichts gebaut worden ist (nach letzten Planungen sollten die ersten schon 2017 eingezogen sein), sondern in der vor allem die Preise davongaloppiert sind. Seither haben die Preise für den Grund und Boden jährlich im Schnitt um über zehn Prozent zugelegt – bei den Kasernen seit 2012 um bis zu 88%. Das wird sich bei den Verkaufspreisen zeigen – günstig wird da nichts.

Wohnungsnot in Münster nimmt immer dramatischere Ausmaße an, was sich an einer aktuellen Zahl zeigen lässt: Vor Ausschreibung neuer Baugrundstücke durch die Stadt meldeten sich im Schnitt etwa 50 Interessenten pro Parzelle - das macht eine Wahrscheinlichkeit von knapp 2 %, da zum Zuge zu kommen. Wohnungsnot in Münster ist längst ein Problem, das alle Schichten der Stadt erreicht hat. Preise am freien Markt kann kaum jemand zahlen.

Schlimm trifft es Menschen mit wenig Geld: 300 Sozialwohnungen möchten Oberbürgermeister und Ratsmehrheit pro Jahr in Münster neu bauen. Klingt gut, reicht aber nicht, weil gleichzeitig alte Wohnungen aus der Preisbindung fallen. Wenn in den nächsten Jahren jedes Jahr 300 Sozialwohnungen fertig gestellt werden (inkl. 550 auf den Kasernenflächen), hat Münster 2028 8.398 solche preisgebundenen Wohnungen. 2008 waren es noch 10.169. Trotz wachsender Bevölkerung wird Münster also in zehn Jahren knapp 20 % weniger Sozialwohnungen haben als vor zehn Jahren. Das bedeutet für viele Menschen in Münster, dass sie es sich nicht mehr werden leisten können, in der Stadt zu wohnen.

Es ist an der Zeit, die bisherigen Ansätze der Planungspolitik grundlegend zu ändern. Münster braucht eine schnellere und vor allem großflächigere Entwicklung neuer Wohngebiete. Dazu gehört auch, dass landwirtschaftliche Flächen für den Wohnungsbau genutzt werden. Dazu gehört, dass über eine Verlagerung des Preußenstadions diskutiert werden muss – nicht nur wegen der Preußen, sondern auch, um an der Hammer Straße dringend benötigte Wohnflächen schaffen zu können.

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