Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 23.05.2018
Ist eigentlich alles geschrieben über den Kirchen- pardon, Katholikentag?
Ist eigentlich alles geschrieben über den Kirchen- pardon, Katholikentag? Vermutlich. Die Gegner haben sich an ihm abgearbeitet und ihr eigenes Wohlgefühl gestärkt (beispielsweise die in Zügen lächerliche Aktion „Das 11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst zahlen“), aber auch Politiker von grün bis dunkel-tief-rot. Die Befürworter haben einen tollen Tag genossen und ihr eigenes Wohlgefühl gestärkt. Eine omnipotente Veranstaltung also. Hut ab!
Und doch bleibt ein bisschen Nachgeschmack, bitter-süß. Wie oft wurde im Vorhinein betont, dass es ein Tag der Katholiken selbst ist, also des Fundaments, und nicht der Kirchenoberen. Aber wie oft glänzte das Purpur der Oberhirten gefühlt in die Kameras und über die Bildschirme der Nachrichtensendungen? Die Aussage, es handele sich nicht um ein Event der Amtskirche, diente im Vorhinein als schlagendes Argument dafür, dass die Kirche (das Bistum, das Erzbistum, der Papst) nur einen Zuschuss gab, aber nicht alle Kosten trug. Gefühlt war die Amtskirche in der vorgegangenen Woche sehr präsent. Und sobald die Hochoffiziellen kamen (Merkel & Co.) sowieso. Die einfachen Mitglieder durften vorher Fragen auf Zettelchen einreichen. Immerhin.
Versagt hat der Katholikentag bei einer der wichtigsten Fragen: die Gleichberechtigung der Frau. Dieses Thema, das vielen Menschen auf den Nägeln brennt, kam nicht vor. Weiterhin verweigert die Kirche mit fadenscheinigen Argumenten den Frauen das Ordinariat. Während andererseits immer weniger männliche Kandidaten ins Priesteramt wollen, Pfarreien aus Personalmangel zusammengelegt werden. Was die Rolle der Frau angeht, verharrt die Kirche im Mittelalter. Ach nein, im Mittelalter gab es Priesterinnen. Dann also eher in der Steinzeit.
Der Umgang mit Geschiedenen Wiederverheirateten? Der Umgang mit der Ehe für alle? Alles nur Randnotizen, wenn überhaupt. Der Katholikentag hat wenigstens bei diesen Themen versagt. Dafür arbeitete man sich an Trump und Putin und Nordkorea ab. Das ist wohlfeil, weil einfach und folgenlos.
Aber üben wir Nächstenliebe: Wenn Hunderttausende friedlich durch Münster ziehen, diskutieren, sich kennenlernen, ihre Haltung zur Kirche hinterfragen oder sie auch bestätigt wissen, dann ist das eine gute Nachricht. Und davon gibt es in diesen Zeiten leider wenige.