Von Ruprecht Polenz, 13.06.2018

Wahlen zum Studierendenparlament der WWU:

Wahlen zum Studierendenparlament der WWU: „Ein Rekord wurde dieses Jahr bei der Wahlbeteiligung erreicht: 20% der Studierenden gingen wählen, so viel wie seit 2009 nicht mehr“, meldet Radio Q. "Ich bin auf jeden Fall glücklich, jetzt im dritten Anlauf als Wahlleiter die 20% geknackt zu haben“, so der Wahlleiter Stefan Bracke.

Ein Erfolg, dass mal gerade jede(r) fünfte Studierende gewählt hat? Auch wenn es in den vergangenen Jahren noch weniger waren, kann man wohl kaum von einem Erfolg sprechen, wenn es 80 Prozent der Studierenden am A... vorbei geht, welche politischen Gruppen den AStA bilden und was der AStA mit dem Geld macht, das er von jedem Studierenden über den Semesterbeitrag bekommt.

Sicher, man ist von Entscheidungen des AStA weniger betroffen als von Beschlüssen des Stadtrats, Entscheidungen des Landtags oder Gesetzen des Bundestages. Aber an den eigenen Studienbedingungen sollte man als Studierender eigentlich interessiert sein. Wohnraum, Semesterticket, Kinderbetreuung sind weitere Stichworte aus dem Aufgabenbereich des AStA, die zeigen, dass man schon davon betroffen ist, mit welchem Erfolg sich ein AStA diesen und anderen hochschulpolitischen Aufgaben widmet.

Es spricht einiges dafür, dass alle, die jetzt zu den Wahlen zum Studierendenparlament gegangen sind, auch bei den anderen Wahlen zur Urne gehen. Die Frage ist, wieviele der 80 Prozent studentischer Nichtwählerinnen und Nichtwähler bleiben auch bei anderen Wahlen zu Hause?

Das kommt darauf an, wieviele von ihnen Demokratie auch sonst als Zuschauersport betrachten. Man überlegt, ob das Spiel interessant ist, ob sich das Hingehen lohnt oder nicht. Vielleicht hat man etwas besseres vor und bleibt deshalb zu Hause. Oder man hält es stolz mit Churchills Devise „no sports“, und rümpft die Nase, wenn nur die Rede darauf kommt.

Aber Demokratie ist bekanntlich KEIN Zuschauersport. Ohne aktive Demokratinnen und Demokraten funktioniert sie nicht. Das gilt für die Kandidatinnen und Kandidaten, die sich ehrenamtlich zur Verfügung stellen und sich den Aufgaben für die Allgemeinheit widmen. Ohne sie würde vieles nicht in Gang kommen, nicht gesehen, nicht verbessert werden.

Ich habe im Sommersemester 1968 mit meinem Jura-Studium in Münster angefangen und kann mich noch gut an die damaligen Studienbedingungen erinnern. Vieles hat sich seitdem verbessert. Und viele der Verbesserungen wurden nur erreicht, weil sich Studierende und ihre gewählten Vertreter dafür eingesetzt haben.

Niemand wird sagen wollen, es läge heute nichts mehr im Argen. Von allein wird´s selten besser. Je höher die Wahlbeteiligung, desto stärker ein AStA. So gesehen empfinde ich die 20 Prozent Wahlbeteiligung eher als Armutszeugnis.

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