Von Stefan Bergmann, 20.06.2018

Preußen Münster hat ein neues Logo.

Preußen Münster hat ein neues Logo. Und auch wieder nicht. Denn die Vereinsspitze hat es murrend wieder zurückgezogen. Den Fans gefiel es nicht, und sie wurden nicht einbezogen in dessen Entwicklung. Eine Posse? Vielleicht. Ein Symptom dafür, wie mies es gerade um Münsters Traditionsverein steht? Ganz bestimmt.

Der neue glattgeschliffene Adler. Wurde wieder einkassiert.

Nun, der neue Adler ist kein ästhetisches Meisterwerk. Das kommt heraus, wenn Grafiker ein altes Logo auf Neu machen sollen. Ecken runden, Details weg, alles ein bisschen schnittiger. Kann man so machen und als modern verkaufen. Aber eigentlich ist es ein 08/15-Remake. Aber warum liefen die Fans so dagegen an? Es gibt doch wohl wichtigeres, worüber man sich unterhalten müsste bei Preußen, als über ein missratenes Logo.


Die Logo-Debatte zeigt die ganze Misere von Verein, Fans, Politik und Führung. Die Fans: ein ähnlich klares Votum hätte ich mir mal gewünscht, als es darum ging, Pyros aus dem Stadtion zu verbannen. Gab es aber nicht. Da wurde rumgeeiert, was von „Folklore“ und „Tradition“ geredet. Und Preußen bezahlte Abertausende an Strafen. Auch die inzwischen eingestellte „aktive“ Unterstützung der Spiele durch „Deviants“ und „Ultras“ spricht Bände. Der Grund: Die Profi-Mannschaft wurde in eine GmbH ausgegliedert. Aber: Was ändert das denn? Fußball hatte schon immer mit (viel) Geld zu tun. Schon immer zahlten die von Ultras und Deviants verachteten VIP-Gäste mit ihren teuren Karten für die billigen Plätze mit. Der Boykott der „aktiven Fans“ zeigt, worum es ihnen wirklich geht. Um sich selbst.

Der Verein: Nun, es war unklug. Der Adler ist eine Petitesse. Aber der Vereinsführung hätte schwanen können, dass es zu Friktionen kommen könnte. Die Fans fühlen sich gerade ausgebootet. Vielleicht auch, weil Jung van Matt eine Werbeagentur der Großindustrie ist. Und weil das Projekt nicht einmal früher kommuniziert worden ist. Und dann macht man so einen strategischen Fehler: Autsch!

Die Politik: Hat ausnahmsweise einmal nix gemacht, und damit auch nix falsch. Aber es ist mir ein Anliegen: Mit welcher Arroganz und Chuzpe sie Preußen Münster, den Verein, auf den sie in Sonntagsreden ach so stolz ist, aus der Stadt vertreibt ins Umland, das ist ein historischer Fehler und eine Dreistigkeit ohne Beispiel. Da fühlt man sich ausgestoßen. Als Fan, als Vereinsführung, als Vorsitzender.

Ach Preußen. Würdest Du im Pott spielen, es ginge Dir besser. Da stehen alle zusammen. So aber sagen wir demnächst: Preußen Senden.

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