Von Stefan Bergmann, 18.07.2018

Im ADAC bin ich nicht Mitglied,

Im ADAC bin ich nicht Mitglied, weil er sich als Lobbyverein für Autofahrer sieht, sondern obwohl. Es ist eher die panische Angst, bei einer Panne in Nacht und Nebel mit irgendwelchen Werkstätten telefonieren zu müssen. Den Tempo-30-Vorstoß in der ganzen Stadt vor einigen Jahren hielt ich für bedenkenswert - und ich sah amüsiert zu, wie für die CDU im Stadtrat deswegen eine Welt unterzugehen drohte. Autofahren ist für mich ein notwendiges Übel.

Den derzeitigen Vorschlag, allen Radfahrern auf der Promenade Vorrang vor Auto zu geben, halte ich trotzdem für unsinnig. Das einzig Gute daran ist die kühne Vision von Stadtbaurat Robin Denstorff, über die Straße Am Stadtgraben eine Brücke für Radfahrer zu bauen. Wer so etwas für größenwahnsinnig hält, muss nur einmal nach Holland schauen. Die lieben Nachbarn machen uns vor, was es heißt, für Radfahrer zu planen. Nicht klein klein, sondern ordentliche Projekte, die die beiden Verkehre sicher trennen. Keine halbherzigen Planungen, die das Gegeneinander auf Münsters Straßen nur zementieren, sondern pragmatische - ok, auch: teure - Lösungen.

Irgendwie verstehe ich auch die ganze Aufregung nicht. Will man Radlern Vorrang gewähren, dann malt doch Zebrastreifen auf die Straßen, versehen mit dem Zusatzschild: Gilt auch für Radfahrer. Dann hätte man als Radler wenigstens noch die Pflicht, sich heranzutasten und zu schauen, ob frei ist. Den Radlern aber eine Rennpiste aufzumachen über alle Querstraßen weg entlang der Promenade, halte ich im Sinne einer ganzheitlichen Lösung für zu kurz gedacht. Dass die Autofahrerlobby sich darüber beschwert, ist klar. Doch auch die Hardcore-Radfahrer-Lobby wird damit nicht zufrieden sein. Ungern erinnere ich mich an eine Diskussion zurück, die ich jüngst auf Facebook mit einigen Vertretern dieser Gruppe führte. Sie wollten mir weismachen, dass die Lage für die Radfahrer in Münster katastrophal ist. Und machte dies beispielsweise daran fest, dass es an vielen Bordsteinen keine Auffahrhilfen für Radler gibt. Dass der Radweg an der Hammer Straße zu eng ist. Mag alles stimmen. Aber ich empfehle den Quervergleich mit anderen Städten. Und dann wir man schnell gewahr, dass man in Münster auf einem sehr sehr hohen Niveau diskutiert. Natürlich: Es könnte immer alles besser sein. Aber auch viel schlechter.

Zurück zur neuen Vorfahrtsregel auf der Promenade: Warum nicht intelligent? Mit Ampeln, die den Autoverkehr stoppen, wenn viele Radler kommen? Dürfte mit Induktionsschleifen ja kein Problem sein. Und zur Radler-Rush-Hour gibt es halt langes Dauergrün morgens und nachmittags. Die jetzt vorgeschlagene Regelung dagegen befördert nur das Gegeneinander, aber nicht das Miteinander von Radlern und Autofahrern in Münster.

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