Von Michael Jung, 01.08.2018

Liebe Leserinnen und Leser, nach der WM geht das Fußball-Leben weiter,

Liebe Leserinnen und Leser,
nach der WM geht das Fußball-Leben weiter, und in der Dritten Liga rollt wieder der Ball – und für den SC Preußen Münster verlief der Start erfolgreich. Das lenkt den Blick auf den Dauerbrenner der Kommunalpolitik in Münster.

Münsters berühmtestes Wahlversprechen feiert nächstes Jahr 30. Geburtstag, Als die CDU damals ein neues Stadion versprach, stand die Mauer in Berlin noch. Die ist inzwischen glücklicherweise weg, aber das Preußenstadion konnte seine Bausubstanz – freundlich formuliert – bewahren. Inzwischen hat sich die Stadiondebatte wieder in eine ausweglose Sackgasse bewegt. Im Juni legte die Stadtverwaltung einen Entwurf für einen Bebauungsplan vor – an der Hammer Straße soll ein modernisiertes Fußballstadion entstehen können (aber natürlich auf eigene Kosten des Vereins).

Der SC Preußen sieht aber keine Perspektive an der Hammer Straße, weil für einen Umbau des Stadions keine Investoren gefunden werden können und es auf Dauer nicht wettbewerbsfähig wäre. Er sucht nach der schwarz-grünen Abfuhr im Rat für einen Alternativstandort nun außerhalb der Stadtgrenzen. Die CDU fordert dagegen vom Verein ein Bekenntnis zur Hammer Straße, schließlich weiß man besser als der Verein selbst, was gut für Preußen ist – und die Grünen legen per Protokollerklärung im Rat fest, dass bei einer Umsetzung des Bebauungsplans auf jeden Fall die Bäume erhalten bleiben und die Parkplätze mehrgeschossig entstehen. So hat Münster einen Bebauungsplan für ein Stadion, das so nie gebaut wird, und eine Ruine an der Hammer Straße. Der SC Preußen hat dafür bald einen Stadionstandort in Bösensell, von dem keiner weiß, wer eigentlich dort die Infrastruktur drumherum bezahlen soll. Und für alle Fälle hat die Verwaltung noch einen Standort an der Nieberdingstraße im Flächennutzungsplan stehen, wo aber der Stadt die Grundstücke nicht gehören. Dieses klassische Patt könnte auf Jahre hinweg weiteren Stillstand bedeuten.

Wenn der SC Preußen nicht der SC Preußen wäre, sondern, sagen wir, der FC Münster, wäre längst die naheliegendste aller Lösungen umgesetzt: Es würde ein neuer Stadionstandort gesucht, an dem auch langfristig noch Profifußball gespielt werden kann, und natürlich in Münster. Finanziert würde das durch die Verwertung des alten Standorts: Es gibt kein anderes Gelände von derartiger Größe, das komplett der Stadt gehört, das so innenstadtnah ist und das so gut erschlossen ist für den Verkehr: Kurz, einen besseres Baugebiet für Wohnen gibt es in ganz Münster nicht. Statt diese Chance zu nutzen, manövriert man sich in Sackgassen und produziert Stillstand.

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