Von Ruprecht Polenz, 03.10.2018

Münster ist multikulturell.

Münster ist multikulturell. Nicht im Sinn des alten, ideologischen Multi-Kulti-Geredes, nach dem die Zugehörigkeit zu fremden Kulturen gegebenenfalls von deutschem Recht befreien sollte, auch wenn man in Deutschland lebte. Sondern im Sinn gelebter Pluralität und Verschiedenheit, die erst durch ein Recht gewährleistet wird, das für alle in gleicher Weise gilt.

Zwei Ereignisse stehen in diesen Tagen dafür: der Friedens-Kultur-Monat, der im September/Oktober von 28 Organisationen veranstaltet wird, und der „West-Östliche Diwan“, zu dem der Künstler Thomas Nufer auf den Domplatz eingeladen hatte. Beide Veranstaltungen fanden und finden großes Interesse.

Beim großen Interkulturellen Fest des Integrationsrats ging es rund ums Rathaus zu wie beim Weihnachtsmarkt. Nur gab es statt Reibekuchen oder Currywurst Couscous, Chachanga oder Falafel. Bis zum Ende des Friedens-Kultur-Monats gibt es noch Vorträge, eine Kunstausstellung oder eine „kolonialgeschichtliche Fahrradtour“ durch Münster.

Beim „West-Östlichen Diwan“ gingen Menschen aus dem deutsch-westfälischen und dem arabisch-persischen Sprachraum an zwei Tagen der Frage nach, wie es sich am angenehmsten mit der Andersartigkeit des Nachbarn leben lässt. So das Ziel von Thomas Nufer. Er setzte dabei auf Neugier und Austausch. „Neugier auf die Schönheit und Poesie arabisch-persischer bzw. der nieder- und hoch- deutschen Literatur wie auf die überwältigende Vielfalt der Kunst, der Musik und des Tanzes der beiden Kulturkreise“, wie es in der Ankündigung hieß.

Durch das gemeinsame Eintauchen sollte ein Gefühl der Gleichrangigkeit entstehen, Grundlage für ein friedliches Zusammenleben. „Wer den Blick befreit, beurteilt anders. Der Diwan zeigt, wie kosmopolitisch die Menschen in Münster denken. In einer Stadt, die sich stets gegen nationalistische Einflüsse abgegrenzt hat, setzen sie ein weiteres Zeichen“, so Thomas Nufer.

Ein Zeichen für ein weltoffenes und verantwortungsbewußtes Münster setzte auch der Rat der Stadt in seiner letzten Sitzung. Er sprach sich für eine Fortsetzung der bisherigen Flüchtlingspolitik aus. „Münster bleibt aufnahmebereit“ war der Antrag überschrieben, den CDU und Grüne gemeinsam eingebracht hatten. Und weiter heißt es: „Der Rat fordert die Bundesregierung auf, sich weiter für eine europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik einzusetzen, die den humanitären Werten Europas entspricht und vermeidet, dass Schlepper darüber entscheiden, wer nach Europa kommt. So lange der gefährliche Weg über das Mittelmeer dadurch nicht gestoppt wird, muss Deutschland bereit sein, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen.“

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