Presseausweis
Von Michael Jung, 24.10.2018
Lieber Leserinnen und Leser,
Lieber Leserinnen und Leser,
wenn es jetzt doch mal richtig Herbst wird, rückt wieder ein Münster-Thema in das Blickfeld, das im Sommer nicht so auffällt, weil die meisten mit dem Rad unterwegs sind: Der Busverkehr. Drei Zahlen demonstrieren die Lage. Zum einen wurden mit den Stadtbussen in Münster im letzten Jahr 45 Millionen Fahrten unternommen – das waren vor zehn Jahren noch 30 Millionen und im Jahr 2000 noch etwas über 20 Millionen. Mehr Menschen nutzen den Bus in Münster, und das ist im Sinne des Klimaschutzes sehr erfreulich. Allerdings tun sie das sehr ungleichmäßig (Stichwort Fahrrad) – wenn es im Herbst zwischen sechs und acht Uhr morgens regnet, steigt die Auslastung der Busse den ganzen Tag über schlagartig um 30 % an, es wird also richtig voll. Und die dritte Zahl zeigt ein grundlegendes Problem: Münsters Busse werden immer langsamer. Inzwischen fahren die Stadtbusse in Münster mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 Stundenkilometern - bundesweit liegt der Durchschnitt bei 25 Stundenkilometern, in Münster sind die Busse also ein Drittel langsamer als anderswo. Und wer öfter Bus fährt, weiß, warum: Busse stehen in der Innenstadt oft mehr, als dass sie fahren. Und viele Ticketverkäufe beim Einstieg machen die Abfahrt nicht schneller.
Was kann man tun? Mehr Busse fahren lassen – aber da stößt das System an seine Grenzen. Gerade morgens zwischen sieben und acht ist auf wichtigen Achsen kaum eine Steigerung möglich. Eine Beschleunigung für Busse ist eine Grundsatzentscheidung, denn dafür braucht es zusätzliche Busspuren. An manchen Stellen gibt es die schon – aber der Ausbau wurde 1999 leider eingestellt. Am schlimmsten ist es auf der Hauptachse: Vom Hauptbahnhof zur Kreuzung Warendorfer Straße/Landeshaus fahren die Busse hoffnungslos aufeinander auf, weil es keine durchgehende Busspur gibt. Auch auf anderen wichtigen Achsen ist das so. Mit wenigen neuen Strecken könnte der Busverkehr in der ganzen Stadt deutlich beschleunigt werden. Es ist nötig, in die Infrastruktur und eine neue Verkehrsführung zu investieren. Wenn wir in Münster den Klimaschutz stärken wollen, Fahrverbote verhindern wollen – dann braucht es Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr. Dazu gehören auch Investitionen in klügere Ampelschaltungen. Und in der längeren Perspektive braucht es noch mehr: Mehr Schienenstrecken in die Außenstadtteile. Münster ist die einzige Stadt in Deutschland mit mehr als 300.000 Menschen, die nur auf Busse setzt. Alle anderen Städte haben auch schienengestützte Systeme. Wir brauchen in unserer Stadt eine Debatte und Entscheidungen für die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs. Dabei sollte auch die Option einer Stadtbahn eine wichtige Rolle spielen.