Von Stefan Bergmann, 10.04.2019

Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln,

Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln, vielen Münsteranern geht es gut, somit sprudelt auch der Gemeinde-Anteil an der Einkommensteuer. Münster auch finanziell auf der Insel der Glückseligen? Übertragen wir es auf eine Familie: Vater und Mutter haben Arbeit, bekommen Lohnerhöhungen - die Weihnachtsgeschenke für die Kinder fallen größer aus. Das Problem ist nur: Leider haben Vater und Mutter einen Kredit bei der Bank. Und der wird leider immer größer, weil sie einfach nicht aufhören können, sich Luxusartikel vom Versandhaus zu kaufen.

Und was hat das ganze nun mit Münster zu tun? Nun: Der Stadt geht es unbestritten gut. Doch bei den Banken hat die Stadt Schulden, die in diesem Jahr vermutlich die Ein-Milliarden-Grenze überspringen werden. Das sind, umgerechnet auf den Bürger - vom Baby bis zum Greis - 3225 Euro. Was also sollte man als Familie (oder Stadt) tun, damit man nachts wieder ruhig schlafen kann? Weniger Geld ausgeben, Schulden abbezahlen, sich den ein oder anderen Luxus-Artikel verkneifen.

Zum Beispiel ein 30-Millionen-Spaßbad in Münsters Westen. Nicht, dass die SPD nicht grundsätzlich Recht hätte mit Ihrem Lamento, dass es in Münster 1. zu wenige, 2. zu öde und 3. zu kalte Wasserbecken gibt. Schaut man sich das Angebot an Bädern in der ach so tollen wachsenden Stadt an, dann stellt man fest: In Münsters Bädern wächst eigentlich nur der Schimmel. Auch im übertragenen Sinne. Bestes Beispiel: Im Ostbad sind viele Kleidungs-Spinde kaputt. Am naheliegendsten ist: Man könnte sie reparieren. Aber das kostet Geld. Also macht man doch lieber die Benutzung des Solebades kostenlos. Und wenn die Gäste ihre Klamotten nicht einschließen können, dann können sie ja in Jeans und Hemd in Soldebad hüpfen. Allein diese irre Beispiel zeigt, wie krude und vermurkst die Bäder-Politik in Münster ist.

Ein neues Südbad am Inselbogen wäre ein Weg, die Situation zu entlasten. Mehr Wasserfläche nimmt den Druck von den anderen Bädern - und erspart Schülern beispielsweise die wöchentliche Busfahrt nach Roxel.

Doch ehrlicherweise wäre auch ein Südbad Stückwerk. Insofern ist der Vorschlag der FDP, einen Ratsbürgerentscheid über die Bäderfrage zu initiieren, durchaus eine Lösung. Natürlich wäre er auch ein Armutszeugnis für Münsters Parteien. „Wir kriegen’s nicht hin, also entscheidet Ihr“, lautet die Botschaft. Und angesichts des Streits in der vergangenen Ratssitzung wage ich zu bezweifeln, dass Fraktionen es schaffen, den Bürgern überhaupt eine klare Frage vorzulegen, über die sie abstimmen können. Oder dass Sie überhaupt ein abstimmungsfähiges Szenario vorlegen können. Aber die FPD wird gerade zermahlen zwischen den großen Blöcken SPD, Grüne und CDU. Die einzige besonnene Stimme wird niemand hören (wollen).

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