Von Ruprecht Polenz, 29.05.2019

@rezomusik #FridaysForFuture.

@rezomusik #FridaysForFuture. 6000 Menschen auf dem Prinzipalmarkt. Der Rat erklärt für Münster den „Klimanotstand“. - Manche reiben sich die Augen, schütteln den Kopf und finden die ganze Aufregung übertrieben.

Diskussionen verlaufen oft so: Klimawandel? - Gibt’s nicht. Klimawandel? - Hat’s immer gegeben, Stichwort Eiszeit. Jedenfalls haben die Menschen darauf keinen Einfluss. Und falls doch: China ist viel schlimmer. Was kann Deutschland schon tun.

Dabei ist die Sachlage nach aller wissenschaftlichen Erkenntnis eindeutig: 97 Prozent aller Forschungsstudien gehen von einem Einfluss des Menschen auf die Erderhitzung aus. Nur ein (!) Prozent ist anderer Meinung. Eine Erderhitzung um 1,5 Grad wird allgemein als irreversibel angesehen. Dieser Punkt wird, wenn wir nicht viel energischer umsteuern, in ca. neun Jahren erreicht, also 2028.

Weil das alles seit langem bekannt ist, haben sich die Staaten dieser Welt auf Klimakonferenzen Ziele gesetzt, um den Ausstoß von CO2 drastisch zu reduzieren. Deutschland hat deshalb den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung deutlich erhöht. Über den Handel mit CO2-Zertifikaten bekommt dieses klimaschädlichen Gas einen Preis. Die Idee: Um diese Kosten zu sparen, stößt die Wirtschaft weniger CO2 aus.

Diese und andere Maßnahmen wirken. Aber zu langsam für die Neun-Jahres-Frist. Viel zu langsam. Deutschland verfehlt die im Pariser Klimaschutz-Abkommen selbst formulierten und selbstgesteckten Ziele. Deshalb gehen jetzt zigtausende jeden Freitag auf die Straße und fordern, dass die Politik ihre Versprechen hält.

Diskussionen über neue Windräder zeigen immer wieder, dass die Politik Widerstände überwinden muss. Eine allgemeine CO2-Bepreisung wird von fast zwei Dritteln der Bevölkerung abgelehnt, obwohl es Mechanismen gibt, soziale Nebenfolgen auf Kleinverdiener oder Pendler auszugleichen.

Mit ihrem Masterplan Klimaschutz hat die Stadt Münster unter breiter Bürgerbeteiligung ein ehrgeiziges Programm beschlossen, das jetzt noch höhere Priorität bekommen soll. Deshalb der Ratsbeschluss zum Klimanotstand.

#FridaysForFuture und die 6000, die am Freitag auf dem Prinzipalmarkt waren, geben diesem Programm Rückenwind. Den wird es brauchen. Denn die Umsteuerung im Verkehr wird auch auf Widerstände treffen, wenn es z.B. gilt, den begrenzten Straßenraum zu Gunsten des Fahradverkehrs neu zu verteilen.

Wir brauchen noch viele großen Schritte, um eine unumkehrbare Erderhitzung mit ihren katastrophalen Folgen für viele hundert Millionen Menschen zu vermeiden. Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt hat hier besondere Verantwortung.

Aber auch jeder von uns muss mitmachen. Würden z.B. alle Deutschen jede Woche einen (!) Tag auf Fleisch verzichten, spart das jährlich 9 Mio Tonnen CO2. Das entspricht 75 Milliarden Pkw-Kilometern.

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