Von Stefan Bergmann, 14.05.2025

Die Gesellschaft braucht ...

... Visionäre. Menschen, die ein bisschen neben der Spur sind, gute Ideen haben und diese umsetzen. Zuckerberg ist so einer, Steve Jobs. Man kann kritisieren, was Zuckerberg macht (man sollte es sogar), aber er hat eine Vision umgesetzt.

Wenn wir einen Gang runterschalten und uns Münster zuwenden, dann gibt es auch hier Visionäre. Menschen, die das Stadtbild bereichern und eine Idee haben, wie Münster aussehen könnte.

Hartwig Schultheiß, der ehemalige Stadtdirektor, war so einer. Ohne ihn gäbe es den Picassoplatz nicht mit dem Bild im Pflaster.

Es gibt viele andere, die Münster bereichert haben: Max Dudler (Diözesanbibliothek), Rainer Maria Kresing (Bezirksregierung), Volker Staab (LWL-Museum).

Allesamt Marksteine in Münster Innenstadt, die allerdings auch die kontrovers diskutiert wurden und werden. Zurecht. Architektur gefällt nicht jedem.

Marco Piehl ist einer aus der Reihe. Spätestens nach seinen jüngsten Vorschlag. Ob er je verwirklicht wird, ist unklar. Die Medien nahmen die Idee wohlwollend auf. Aus der Politik bisher Schweigen. Ein Architektenkollege frotzelte auf Instagram: Dann kommt da kein Bus mehr durch.

Was hat Marco Piehl also Unerhörtes geäußert? Er hat sich mit dem Drubbel beschäftigt. Für alle, die sich nicht so auskennen: Der Drubbel ist (auch) die steinerne Fläche vor der Lambertikirche, gesehen vom Prinzipalmarkt aus. Sie ist wüst und leer (in der Bibel wird das mit Tohuwabohu übersetzt, kennt man) und so zeigt sich die Fläche im Herzen Münsters auch: Verkehr von allen Seiten, Fahrräder, Fußgänger, Busse hetzen über die Fläche. Piehl nennt den Platz auch eine „Hitzeinsel“. Verdichtetes Pflaster, Häuser und Beton drumherum. Wer sommertags dort unterwegs ist, weiß, was er meint.

Der Platz war nicht immer so leer. Früher standen dort Häuser im Drubbel. Die Konturen des abgerissenen Ensembles sind noch immer Pflaster sichtbar. 1907 wurden die Häuser abgerissen, um Platz für den Verkehr zu machen.

Piehl möchte dort, wo früher Häuser standen, Bäume pflanzen. Zehn Stück. Sie sollen umsponnen sein von einer filigranen Metall-Struktur, die die Außengrenzen der damaligen Häuser markieren. Die Flächen verkleidet mit einer Gaze, die Licht und Luft durchlässt.

Das ist so verrückt, dass es wirklich gut ist. Der Platz bekäme Schatten, die Menschen könnten unter Bäumen sitzen. Der Rückgriff auf die Baugeschichte wäre valide. Zu sehen gibt es ganze auf dem Instagram-Profil von Marco Piehl auf Instagram. Aus rechlichen Gründen können wir es hier nicht abdrucken.

Und wie reagieren wohl die münsterschen Paohlbürger? Bisher gar nicht. Der Zuspruch auf Instagram ist überschaubar. Über die Kosten und wer sie tragen soll, sagt Piehl nichts.

Und so können wir wohl nur träumen von dieser Idee. In Zeiten des Klimawandels würde sie Ökologie und Architektur verbinden, dazu der Rückgriff auf das ursprüngliche Ensemble. Eigentlich alles Münster-like. Sowas mag man. Eigentlich.

Aber der Prinzipalmarkt wird vermutlich das bleiben, was er ist: Eine wiederaufgebaute Puppenstube, verstopft von Verkehr und verpestet von Abgasen. Da haben Bäume nichts zu suchen.

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