Von Ruprecht Polenz, 18.09.2019

Städtischer Raum ist knapp.

Städtischer Raum ist knapp. Das merken wir an hohen Mieten und Grundstückspreisen. Das merken wir auch an chronisch überlasteten Straßen, zu engen Bürgersteigen und Fahrradwegen.

Der knappe Verkehrsraum lässt sich nicht beliebig vermehren. Jedenfalls nicht, wenn man Urbanität und Lebensqualität erhalten will. Es gilt also, den vorhandenen Verkehrsraum zwischen den Häusern richtig zu nutzen.

Wir haben uns daran gewöhnt, den Menschen viel Platz im innerstädtischen Verkehr einzuräumen, die hinter dem Lenkrad eines Autos sitzen. Menschen, die zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, müssen sich mit deutlich weniger begnügen.

Das war so lange ok, als alle irgendwie klar kamen. Aber inzwischen hat sich das Verkehrsverhalten geändert. Nicht nur, aber besonders in Münster fahren immer mehr mit dem Fahrrad. Kinderanhänger gehören schon lange zum Straßenbild. Jetzt kommen immer mehr Lastenfahrräder dazu. Auch Lieferdienste benutzen zunehmend Fahrräder.

Umweltschonende Elektromobilität findet bisher vor allem auf zwei Rädern statt: E-Bikes, Pedelecs, und seit neuestem Elektroscooter. Folge: die Fahrradwege sind zunehmend überlastet. Fahrradfahren wird dadurch gefährlicher. Es muss also etwas geschehen, wenn die Bewegung zu umweltgerechter Mobilität nicht durch Platzmangel gestoppt werden soll.

Wenn sich immer mehr Menschen auf Radwegen an den Straßenseiten quetschen, muss der Verkehrsraum neu aufgeteilt werden. Fahrradfahrer brauchen einen größeren Teil davon, als bisher.

Je nach Örtlichkeit kann das durch eine deutliche Verbreiterung der Radwege geschehen, auch wenn dadurch Parkstreifen wegfallen. Eine Studie aus Toronto hat gerade gezeigt, dass sich solche Maßnahmen nicht negativ auf die Umsätze der Geschäfte auswirken.

(https://www.welt.de/kmpkt/article200165650/Studie-in-Toronto-Radwege-statt-Parkplaetze-und-schon-steigt-der-Umsatz-anliegender-Laeden.html). Weil sich solche Ergebnisse nicht ohne weiteres 1:1 übertragen lassen, könnte Münster versuchsweise vorgehen und eigene Studien erstellen lassen. Über die Hälfte der Münsteraner hält solche Maßnahmen jedenfalls für sehr sinnvoll oder für sinnvoll, wie das neueste Politbarometer der WN zeigt.

Die andere Möglichkeit zu mehr Platz für Fahrradverkehr zu kommen, besteht darin, dass sich Auto- und Fahrradfahrer Straßen teilen, die bisher allein den Autos zur Verfügung standen.

Damit das neue Nebeneinander gut und sicher klappt, muss man die Geschwindigkeiten angleichen. Für Münster könnte das zB bedeuten, dass in der Innenstadt innerhalb des zweiten Tangentenrings nur Tempo 30 gefahren werden darf.

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