Von Ruprecht Polenz, 22.01.2020

Wenn jemand mitbezahlt, wird‘s für uns billiger.

Wenn jemand mitbezahlt, wird‘s für uns billiger. Das scheint dem Oberbürgermeister-Kandidaten der SPD egal zu sein. Er will das Angebot des Landes ausschlagen, an der Hittorfstraße gemeinsam mit der Stadt einen Musikcampus zu errichten, auf dem Münster endlich zu einer Konzerthalle käme.

Stattdessen soll diese Konzerthalle nach seinen Vorstellungen auf dem Parkplatz Hörster Straße entstehen. Noch günstiger für die Stadt, denn die Konzerthalle soll gleich zu 100 Prozent von anderen bezahlt werden. Kleiner Schönheitsfehler: Es gibt in ganz Deutschland keine einzige, privat finanzierte Konzerthalle. Warum? Ganz einfach: es rechnet sich privatwirtschaftlich nicht. Es sitzt also nur eine imaginäre Taube auf dem Dach, für die der OB-Kandidat der SPD die Nachtigall in der Hand fliegen lassen will.

Dabei ist eines der Argumente, die er für den Standort Parkplatz Hörster Straße vorträgt, durchaus bedenkenswert: Die Innenstadt solle gestärkt werden.

Aber dafür gibt es bessere Möglichkeiten: Wohnungen. Es fehlen Wohnungen in Münster, und sie fehlen ganz besonders in der Innenstadt. In der Innenstadt gibt es viele Arbeitsplätze, aber kaum Wohnungen. Wer nahe zum Arbeitsplatz wohnen kann, erzeugt keinen Berufsverkehr.

Vor allem der hochqualifizierte Einzelhandel macht Münsters Innenstadt attraktiv. Aber auch rund um den Prinzipalmarkt muss man sich auf die Veränderungen einstellen, die durch den online-Handel auf die Geschäfte zukommen. Je genauer wir vermessen und gescannt werden können, desto eher passt, was per Internet bestellt wird. Für die Schuhe, die per Post ins Haus kommen, fährt man nicht mehr in die Stadt.

Münster ist deshalb gut beraten, jede Möglichkeit zu nutzen, die Innenstadt belebt und damit attraktiv zu halten. Neue Wohnungen sind dafür ein gutes Mittel.

Weil es dafür nicht mehr allzu viele bebaubare Flächen in der City gibt, muss jede von ihnen auch für Wohnungen genutzt werden. In Berlin hatte der Bezirk Mitte 1990 verfügt, dass bei jedem neuen Büro- oder Geschäftsgebäude auch ein paar Wohnungen geschaffen werden mussten. Leider hat man, entgegen ursprünglicher Pläne, weder auf den Münster-Arkaden, noch auf der Stubengasse, dafür gesorgt.

Der Hörster Parkplatz sollte im Stil eines holländischen Viertels bebaut werden: Kleinteiliger Einzelhandel im Erdgeschoss, darüber in mehreren Stockwerken Wohnungen, in der Mitte eine kleine Markthalle.

Und wer meint, an der Hüfferstraße läge der Musikcampus zu peripher, der sollte nach Hamburg schauen. Die Elbphilharmonie wurde mitten im Hafen gebaut. Das Stadtforum hat jetzt alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich einzubringen, damit der Muskicampus zu einem städtebaulichen Glanzlicht Münsters wird.

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