Von Stefan Bergmann, 25.03.2020

In diesen Zeiten ändert sich vieles,

In diesen Zeiten ändert sich vieles, was vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen wäre. Jetzt mal ganz ehrlich: Sollten Sie Chef eines Teams sein oder eines ganzen Unternehmens - wenn früher jemand mit dem Wunsch nach Homeoffice kam, haben Sie da nicht auch, ganz tief in Ihnen drin, gedacht: "Der will doch nur auf dem Sofa sitzen und dabei Fernsehgucken!"Ja, oder? Und nun? Ist man froh über jeden, der zuhause arbeiten kann. Der steckt sich wenigstens nicht an, wenn jemand im Team krank wird. Das schlimmste Szenario ist doch: Einer wird krank, alle müssen in Quarantäne. Und dann? Den Betrieb einstellen? Das ist in den meisten Fällen unmöglich. Und ganz im Ernst, es wäre auch ein Zeugnis mangelnder Weitsicht, wenn das irgendwo passiert. Das Virus ist ja nicht erst seit drei Tagen im Umlauf.

Aber noch etwas andere verändert sich, und ich muss sagen: Das freut mich ungemein. Bisher war es so, dass die Deutschen Ihr Bargeld lieben. Aus unerklärlichen Gründen haben sie das Portemonnaie gerne voller Kleingeld und Scheine, und wie oft habe ich schon an der Kasse gestanden und der Kunde vor mit fing an zu kramen. "Warten Sie, ich hab's passend!" Diesen Satz habe ich immer als Drohung empfunden: Das dauert. Münze für Münze werden dann 3 Euro 59 herausgekramt. Die Kassiererin rollt mit den Augen, die Kunden stehen und warten. Passend zahlen ist im Moment sehr unpassend. Viele Menschen entdecken gerade, dass die EC-Karte mit dem Funkwellensymbol nicht nur zum Eiskratzen im Winter da ist, sondern man damit kontaktlos bezahlen kann. Und "kontaktlos" ist in diesen Zeiten wichtig, in allen Bereichen. Selbst die Volksbank Münster hat darauf jetzt hingewiesen. Was hatte Deutschland gezaudert, als Apple Pay auf den Markt kam, oder Google Pay, Garmin Pay. Mit dem Handy kontaktlos bezahlen? Oh Satan! Was da alles passieren kann! Man wird virtuell ausgeraubt, die Daten werden abgegriffen! Und wie kompliziert das alles ist! Nix kompliziert und ziemlich sexy, merken jetzt viele. Bei Apple dauert der Vorgang gefühlte 1,5 Sekunden, und alles funktioniert. Was haben sich Volksbank und Sparkassen gegen diese neuartigen Bezahlmodell gesträubt anfangs, und sind dann ganz leise ebenfalls rübergewechselt zu Apple Pay. Gut so. Jetzt profitieren sie davon, und Millionen Kunden ebenfalls.

Und so werde ich inzwischen nicht mehr angeguckt wie ein Außerirdischer, wenn ich 3,59 Euro mit dem Handy bezahle.

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