Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 22.04.2020
Jetzt hat Münster also seine Maskenpflicht.
Jetzt hat Münster also seine Maskenpflicht. Ist das übertrieben, ist das Panik - oder einfach nur vernünftig? Wohl eher letzteres, und das aus zwei Gründen. Zum einen, weil die Maske oder der Schal oder das Tuch wirklich helfen, fliegende Tröpchen aus der ein oder anderen Richtung abzufangen. Aber auch, weil gestern morgen beim Besuch in einem Laden klar wurde: Offenbar führt die schrittweise Lockerung des Lock-Down dazu, dass manche Menschen meinen, wir hätten das schlimmste überstanden. Das kann so sein, aber vielleicht auch nicht. Wenn sich nämlich alle in Sicherheit wiegen, wieder drängeln an den Kassen und diesen ganzen Corona-Mist (sorry, ich muss es mal sagen. Mir fallen noch ganz andere Schimpfwörter ein dafür...) nicht mehr ernstnehmen. Eine Maske vor dem Mund erinnert ständig daran: Halt, da ist ja noch was. Ich bin vielleicht jung und gesund und nicht Risikogruppe und was-wollt-Ihr-denn-alle-ist-doch-sowieso-bald-vorbei - aber was ist mit der alten Damen da vorne in der Schlange? Was mit dem jungen, dynamischen Mann - der aber leider eine Lungenkrankheit hat, was man ihm ja von außen nicht ansieht? Viel mehr Städte sollten eine Maskenpflicht einführen, sogar die ganze Republik. Und das bringt mich zu einem weiteren Thema. Ruprecht Polenz, Ex-Mitschreiber hier bei den Presseausweisen und inzwischen Autor des „Rums“-Münster-Briefes, hat ebenda ein Loblied auf den Förderalismus in Deutschland gesungen. Also das mit den 16 Bundesländern und den eigenen Kompetenzen und so. Nicht falsch verstehen: Ich bin mit Ruprecht Polenz in erstaunlich vielen Dingen einer Meinung. Und ja, vielleicht haben wir den ganzen Corona-Mist (oh, schon wieder!) besser in den Griff gekriegt, weil hier kein irrer Diktator die Viren - schwupps! - unter den Teppich kehrt, bis bei ihm im Land die Menschen sterben wie die Fliegen. Da hat Ruprecht Polenz recht. Doch vergessen hat er zu erklären, warum in NRW Möbelläden aufmachen dürfen, in Niedersachsen nicht. Warum Sachsen eine Maskenpflicht verhängt, alle anderen nicht. Weshalb Baumärkte (natürlich) auch in NRW aufmachen durften, woanders nicht. Warum die Vorschriften in Bayern strenger sind als anderswo? Vielleicht, weil verschiedene Landesfürsten mit ihren politischen Parteien im Rücken zu politisch entscheiden, und nicht vernünftig? Wäre es zu viel verlangt, dass die Provinzfürsten angesichts einer solchen Pandemie vielleicht einfach mal drauf vertrauen, dass die Virologen und der Krisenstab der Bundesregierung sagen dürfen, wo es langgeht? Erinnern wir uns: Jahrzehntelang war das Abitur je nach Bundesland entweder eine Lachnummer oder eine hammerharte Eliten-Prüfung. Bis endlich das Zentralabitur kam.Natürlich müssen sich auch Virologen hinterfragen lassen und sie haben auch nicht das letzte Wort, weil sie nicht in politischer Verantwortung stehen. Aber wofür haben wir denn bitte einen Bundestag gewählt, wenn es um die Dinge geht, die ganz Deutschland betreffen. Dafür, dass es dann 16 Ministerpräsidenten meinen, besser zu wissen? Dass gerade NRW eine laxe Haltung an den Tag legt, ist, nun ja, spannend. Welches Bundesland hat zurzeit die meisten Infektionen? Ach ja, NRW.
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