Von Michael Jung, 06.05.2020

Liebe Leserinnen und Leser,

Liebe Leserinnen und Leser,
es ist jetzt acht Wochen her, seit der große Shut-down wegen der Corona-Krise erfolgt ist. Seither wird diskutiert, wann und unter welchen Bedingungen wir da wieder rauskommen. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein? Die Bundesregierung fährt richtigerweise auf Sicht und versucht, nach jedem Lockerungsschritt zunächst die Auswirkungen auf die Neuinfektionen abzuwarten. Während die Verschwörungstheoretiker und Aluhüte von der AfD noch nicht sicher sind, ob es nicht doch nur eine schlimme Grippe ist oder ob die Regierung sich das alles nur ausgedacht hat, sorgt sich die breite Mehrheit in unserem Land um die Bildung der Kinder, um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Perspektiven – zu Recht. Deswegen braucht es ernsthafte politische Antworten.
Das klappt leider nicht immer, wie man an Ministerpräsident Armin Laschet sieht. Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern und alle, die an Schulen arbeiten, können da ein Lied von singen. Vor 1. Mai hieß es erst, die Grundschulen öffneten in einem „tageweise rollierenden System“, abends galt das dann schon nicht mehr. Nachdem man sechs Wochen lang jede Talkshow mit Lockerungsforderungen beglückt hat, war wohl keine Zeit mehr, einen Plan für die Öffnung der Schulen vernünftig auszuarbeiten. Dabei wäre das nötig, denn das Lernen auf Distanz ist gerade für die Schwächeren eine schwere Belastung. Nötig sind auch in Münster dringend ausleihbare Laptops und Tablets für die, die zuhause keines haben, und wichtig ist auch die städtische Finanzierung entsprechender Lernsoftwareangebote, die die Schulen bereitstellen können. Bei all der tollen engagierten Arbeit vieler Lehrerinnen und Lehrer, bei allem Engagement von Eltern – auch in Münster brauchen wir dringend mehr Investitionen in die Digitalisierung unserer Schulen.
Die Stadt muss sich auch Gedanken machen, wie sie nach der Lockerung konkret betroffenen Unternehmen hilft. Deutlich ist das in der Gastronomie und bei den Clubs in unserer Stadt, die ein Stück Lebensqualität ausmachen. Wenn das Land eine Öffnung zulässt, dann wird damit zu rechnen sein, dass Abstandsregeln und Hygieneauflagen noch lange dafür sorgen, dass die frühere Normalität ein Traum bleibt.
Damit die kleinen Betriebe überleben können, kann auch die Stadt ergänzend zu Bund und Land etwas tun: Damit die als Kredite ausgegebenen Hilfen des Staates abgezahlt werden können, sollte die Stadt Münster in den nächsten 2-3 Jahren auf die Erhebung der Vergnügungssteuer bei Clubs und auf Gebühren für die Außengastronomie verzichten. Das sind konkrete finanzielle Spielräume, die den einzelnen kleinen und mittleren Unternehmen größere Möglichkeiten geben für die Kreditrückzahlungen und die dazu beitragen, dass Münsters Kneipen, Restaurants und Clubs auch nach Corona attraktiv und vielfältig bleiben. – Michael Jung

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