Von Arno Tilsner, 27.05.2020

Ich glaube es war Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre,

Ich glaube es war Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre, liebe Leserinnen, liebe Leser, als der 'Sprech' von der „Krise als Chance“ unter Lebens- und Businessberater* innen verstärkt die Runde machte. Statt dich auf Sohle 7 mal richtig über die erlebte Ungerechtigkeit und die gefühlte Ausweglosigkeit auszuheulen, solltest du mitten im Dreck nach deiner Chance suchen.
Ich zürnte und heulte lieber und versuchte bei der Flucht aus einer Krise nicht in zwei neue hinein zu geraten. 30 Jahre später schnurrte das Leben die 12 Monate 2019 runter, inzwischen mit extrabreiten Grünstreifen als Puffer zu Krisen aller Art. Mir war nicht danach, noch einmal auf Sohle 7 nach meiner Chance zu suchen.
Corona, eine Pandemie, hatte ich nicht auf dem Zettel. Plötzlich war sie auch in meiner Welt und na dann... in nur zwei Wochen auf weniger als die Hälfte der 2019er Werte abgemagert. Ich habe weder geheult noch gezürnt, ich war grenzenlos erstaunt.
Danach habe ich erstmal die Stecker der laufenden Solarexperimente gezogen. Für Extras fehlte die Zeit und das Geld, na dann... forderte alle Aufmerksamkeit. 4 Wochen später hatten wir die Magersucht des Heftes abgefangen und ich fragte mich, was wird mit meiner Leidenschaft für Strom aus Sonnenschein.
So begann eine sehr spannende Entwicklung. Klar war: es werden keine weiteren Kosten gemacht. Besser, die über die Jahre zusammengekaufte Hardware bringt sofort Erträge. Das waren die beiden Voraussetzungen, mit denen die Krise in der Tür stand.
Der Verstand arbeitete die Aufgabe zügig in 5 Schritten ab:
1. gibt es die Stromverteilung im Haus, die wir übrigens mit dem Haus zusammen (alle Leitungen, alle Verteilerkästen, alle Schalter, alle Steckdosen) selbst bezahlt haben.
2. wird dazu deshalb KEINE parallele Stromverteilung aufgebaut.
3. wird die 600 Watt Schnittstelle genutzt, über die Strom aus Sonnenschein ins Hausnetz eingebracht werden darf.
4. wird diese Schnittstelle mit handelsüblichen MiniGrids belegt.
5. werden diese MiniGrids für einen Dauerlauf von einer Akkubank beliefert.
Was bedeuten diese 5 Schritte im Ergebnis? Während die 600 W Schnittstelle mit Solarmodulen auf der Eingangsseite maximal 510 kWh als Jahresleistung schafft (ca. 850 Sonnenstunden pro Jahr in Münster), schafft die selbe Schnittstelle anders konfiguriert 5.256 kWh, 10 Mal so viel, bedingt durch 8.760 Stunden, die jedes Jahr zur Einspeisung bereit stehen.
Ohne die Krise bin ich in 8 Jahren nicht auf diese 5 einfachen Schritte zum Ziel gekommen, weil ich nicht zu einfachen Schritten gezwungen war.
Die Krise als Chance? Ich schreibe und staune während die Anlage mit 200 Wh geräuschlos im Hintergrund läuft. - Arno Tilsner

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