Von Michael Jung, 01.07.2020

Wohnen ist in Münster zu teuer,

Wohnen ist in Münster zu teuer, da sind sich viele einig. Aber wehe, jemand schlägt ein Wohngebiet zum Neubau vor. Dann ist was los – letzte Woche konnten Sie hier lesen, was passiert, wenn’s aus dem Internet rüberschwappt. Deswegen - was hat die SPD vorgeschlagen? Ein Wohngebiet in unmittelbarer Innenstadtnähe, zwischen Albersloher Weg, Wolbecker Straße, Kanal und Umgehung. Dort sind viele Gewerbe- und Industrieanlagen und Einzelhandelsfläche und der alte Gasometer. Solche Denkmäler sind in anderen Städten schon längst zu Wohnungen umgebaut worden, hier und auf dem angrenzenden Areal könnten mehrere tausend neue Wohnungen entstehen, und ausdrücklich nicht auf Kosten von Grün- oder Freiflächen. Und das bedeutet auch: nicht auf Kosten von Kleingärtenanlagen, die alle bestehen bleiben können. Der TuS Saxonia würde in Sichtweite eine komplett neue Sportanlage erhalten können. Im Gegenzug könnten hier in Fahrraddistanz zum Hauptbahnhof, direkt an einer neuen Veloroute, innenstadtnah Wohnungen entstehen – 30 % Sozialwohnungen, 30 % preisgedeckelt. Und anders als Gegner behaupten: Die Lagen an der Wasserkante sind für alle da. Wohnungen sollen da entstehen, wo Verkehr gar nicht erst nötig ist, weil die Leute ohne Auto klarkommen. Das ist auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Und wenn man so einen Vorschlag macht: Dann heißt es: Haltet die SPD von der Macht fern – so letzte Woche hier passiert.

Wie das dann aussieht, konnte man dann Mittwoch im Rat erleben. Da haben CDU und Grüne mal eben Vorschläge der Swtadtverwaltung für neue Wohngebiete mit insgesamt mehr als 4.600 Wohnungen ohne jede Debatte von der Tagesordnung gekegelt. Erklärungen dafür kann man bei den Grünen lesen: Man wolle keine Flächen mehr für Wohnen verbrauchen, stattdessen sollen die Leute außerhalb Münsters wohnen („regionales Entwicklungskonzept“) und dann einpendeln. So macht man die Stadt dicht. Wer sich die schicke Eigentumswohnung oder das Haus in Münster nicht leisten kann, kommt bitte nur zum Arbeiten rein. Die SPD hat einen Vorschlag gemacht, wie innenstadtnah bezahlbares Wohnen entstehen kann, ausdrücklich nicht auf Kosten von Kleingärten, die bleiben sollen. Da kann man jetzt sagen: Haltet die SPD von der Macht fern. Das kann man richtig finden. Dann muss man aber auch richtig finden, dass in den nächsten Jahren kaum noch bezahlbare Wohnungen entstehen werden. Weil die Grünen keine Flächen mehr dafür nutzen wollen, und bei einer CDU, deren Vorstand aus mehreren Immobilienmaklern besteht, auch wenig Initiativen für bezahlbare Wohnungen zu erwarten sind. Vielleicht sollten wir mal die Diskussion wagen, ob wir nicht doch eine Stadt sein wollen, in der alle eine Wohnung sich leisten können. Schon heute finden selbst Fachkräfte keine Wohnung mehr. Das Uniklinikum hat neulich erst mitgeteilt, dass es entsprechende Stellen kaum noch besetzt bekommt, weil diese sich die Wohnungen in Münster nicht mehr leisten können.


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