Von Michael Jung, 29.07.2020

Dieser Sommer ist zumindest in Münster, liebe Leserinnen und Leser, ja kein Hitzesommer

aber der Klimawandel bleibt auch nach der Pandemie eine der zentralen Herausforderungen. Vor fast einem Jahr hat der Rat der Stadt Münster den Klimanotstand erklärt. Das klang dramatisch, und das war es auch – vor allem die Uneinsichtigkeit einzelner Herren vom rechten Rand des politischen Spektrums. Die Stadt Münster wollte danach all ihre Entscheidungen unter dem Aspekt des Klimaschutzes überprüfen. Was ist seither passiert, um dem Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2030 kommunal näherzukommen? Aus dem Handlungsprogramm sind bisher vor allem Gelder für die Bezuschussung von Lastenfahrrädern abgeflossen. Das ist schön, aber vielleicht doch etwas wenig.

Unsere Stadt kann und muss mehr tun, und das in drei Bereichen, in denen eine Kommune eigene Gestaltungsmöglichkeiten besitzt: Beim Verkehr, bei den Gebäuden und bei der Energie.

Beim Verkehr muss die Verkehrswende Gestalt annehmen, und das bedeutet vor allem Investitionen. Wir müssen die Alternativen zum motorisierten Individualverkehr stärken – z.B. mit besseren Radwegen, mit Busvorrangspuren für schnellere Busse, mit der Aktivierung von Bahnhaltepunkten und einem schnellen Takt von Bussen und Bahnen, damit der Nahverkehr endlich auch die schnellere Alternative zum Auto ist. Mir ist aber wichtig, dass er auch die günstigere Alternative ist: Es reicht nicht, nur die Busfahrpreise einzufrieren. Sie müssen sinken – andere Städte haben es mit der konsequenten Umsetzung des Ein-Euro-Prinzips vorgemacht: Ein Euro pro Tag im Abo, ein Euro pro Fahrt – das ist eine wirkliche Alternative zum Auto. Mehr Fahrradstellplätze auch in den Wohnquartieren gehören ebenso dazu. Mit einer solchen Verkehrswende können viele Menschen dann wirklich auf ihr Auto verzichten.

Bei den Gebäuden braucht es jetzt wirklich eine Offensive für CO2-Einsparung. Und das gilt nicht nur für ambitionierte Neubauprojekte, sondern vor allem für die Altbausanierung. Wenn sie denn mal umgesetzt wird, können dort erhebliche Mengen CO2 eingespart werden, das gilt vor allem auch für Schul- und Verwaltungsgebäude älterer Baujahrgänge, die derzeit oft eine ganz fatale Klimabilanz haben. Bei Neubauten muss es darum gehen, CO2-Einsparung und Bezahlbarkeit von Wohnungen zusammenzudenken. Das gilt vor allem für die „Zweite Miete“, die Nebenkosten. Energieeffizienz muss und soll das Wohnen auch günstiger machen.

Im Energiebereich müssen die Stadtwerke ihr Angebot umstellen. Der Ökostrom muss und soll die Regel werden. Wenn heute erst ein paar tausend Menschen Ökostrom beziehen bei den Stadtwerken und der Rest Kohle- und Atomstrom, dann kann das nicht am Preis liegen, denn da sind die Stadtwerke beim Ökostrom super. Man muss das Angebot endlich so umstellen, dass alle Kunden regenerative Energie erhalten, die vor Ort erzeugt wird.

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