Von Arno Tilsner, 28.10.2020

Es gibt einiges zu erzählen, liebe Leserinnen, liebe Leser,

weshalb der Presseausweis diese Woche etwas länger ausfällt. Im Mittelpunkt steht der Mann unten im Bild, Sebastian-Justus Schmidt. Am Vormittag des 14. März 2019 sah ich ihn zum ersten Mal hinter einem Tapeziertisch, der ihm als Messestand genügte. Ein draußen verregneter und stürmischer Donnerstag; in den Düsseldorfer Messehallen die Energy Storage 2019, eine Fachmesse für Energiespeicher. Sebastian, ein freundlicher Herr mit lebhaften Augen im leisen Gespräch mit einem anderen Messebesucher. Dieser ging und nun begannen wir, uns Geschichten zu erzählen.

Eigentlich waren wir an diesem Vormittag am Stand der Firma ENAPTER nicht mit Sebastian-Justus Schmidt verabredet, sondern mit Thomas Chromezka, einem na dann... Leser, der ausgangs der Nullerjahre an der Uni Münster studiert hatte und jetzt in diesem Wasserstoff-StartUp an der Strategie arbeitete. Thomas war auf der Messe unterwegs und so lernten wir mit Sebastian direkt den Kapitän dieser Mission kennen.

Sebastian-Justus Schmidt

Denn darum handelt es sich: die Mission, den Preis für Wasserstoff durch Innovation und Massenproduktion unter den Preis der klassischen Energieträger Kohle, Öl und Gas zu drücken. Der freundliche Herr mit der ruhigen Stimme und den wachen Augen hatte in der frühen Phase der Mobiltelefonie genug Geld verdient, um in seinem Phi-Suea-Hausprojekt in Chiang Mai/Thailand eine schöne Ruhezeit zu verbringen. Wasserstoff kam ihm dazwischen und es brannte sich ihm das Ziel auf seinen Horizont, dem Stoff des Jahrhunderts zum Durchbruch verhelfen.


Ich habe im Leben schon viele Geschichten an Messeständen gehört. Jetzt stand ich vor dem Tapeziertisch und fragte mich, soll ich dem Mann seine Geschichte glauben?

Wie im Film machen wir hier einen Cut und schwenken vom 14. März 2019 direkt zum 14. Oktober 2020. An diesem Mittwoch überschlugen sich Agenturmeldungen zum Thema Wasserstoff: ENAPTER baut eine hochautomatisierte Fabrik zur industriellen Massenfertigung von Elektrolyseuren in Saerbeck. Ab 2022 sollen dort jährlich 100.000 Stücke eine weitgehend automatisierte Fabrik verlassen. Unter 140 Standorten, die sich weltweit um die Ansiedlung dieser Zukunftstechnik bemüht hatten, bekam die 7.000 Einwohner:innen Gemeinde im Münsterland den Zuschlag. 100 Millionen will ENAPTER auf einer grünen Wiese an der Ibbenbürener Straße investieren.

Vor gut einem Jahr schrieb ich einem Presseausweis an die Politik in Münster: "In diesem Fall bin ich Euer Scout zu diesem bahnbrechenden Start Up (ENAPTER). Stand heute habt Ihr deshalb vor anderen einen Vorsprung. Verdaddelt ihn nicht." Mein Co-Autor Ruprecht Polenz nahm ohne Zögern den Ball auf, spielte ihn zu Markus Lewe, der Thomas Robbers (Wirtschaftsförderung Münster) rausschickte. Leider gab es in Münster kein passendes Grundstück, aber da hatte auch Dorothee Feller, die Regierungspräsidentin schon ihre Hände im Spiel, die entschlossen war, ENAPTER für das Münsterland zu gewinnen.

“Niemand (sagte mir die Tage jemand von ENAPTER, der die Standortauswahl begleitet hat) . Chapeau, Euch da draußen, für diesen exzellenten Job.

Haben wir (Menschen) damit den Energieträger, den wir brauchen, um Kohle, Öl und Gas zu ersetzen? Wenn die ENAPTER Fabrik in Saerbeck 2022 voll in Produktion geht, sind wir einen von drei Schritten bei der Nutzung von Wasserstoff als Energieträger weiter. Es fehlt 2. ein sicherer und kostengünstiger Speicher und 3. eine sichere und kostengünstige Rückgewinnung der Energie. Mit der Meldung 'ENAPTER KOMMT' werden sich weltweit kluge Köpfe mit Volldampf daran machen, Lösungen für die fehlenden Schritte zu finden.

Während wir vorne zügig auf eine dekarbonisierte Zukunft zugehen, mischt hinter uns Peter Altmaier, der Wirtschaftsminister der Merkel-Regierung, tüchtig Beton an, um die Energiewende maximal lange zu hindern.

Das erscheint Ihnen jetzt paradox? Ja, Politik ist so. Es gibt viele Interessen, die ihren Weg in die Gesetzgebung finden. Peter Altmaier sieht eben seine Aufgabe auch darin, die alten Energieträger (Braunkohle, Öl und Gas) möglichst lange im Spiel zu halten. Wie geht man am besten mit so einer Situation um? Überzeugen, überreden, überlaufen ... meine Meinung.

Ich vermesse gerade nach all dem modernen Zeugs den Klassiker der Stromspeicherung, den Blei-Säure-Akku in seiner Weiterentwicklung als Carbon AGM Bleiakku. Wir können mit der Energiewende nicht warten, bis das letzte futuristische Bauteil zu vertretbaren Preisen am Markt erscheinen wird. Die Basics um Strom aus Sonnenschein zu nutzen können wir mit Teilen zusammenschrauben, die es heute schon sicher und kostengünstig am Markt zu kaufen gibt. - Arno Tilsner

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