Von Ruprecht Polenz, 06.01.2021

Das Ende wurde herbeigewünscht.

Jetzt ist es endlich soweit. Das schreckliche Jahr 2020 ist zu Ende. Die üblichen Jahres-Rückblicke heben die Schrecken der Pandemie hervor: Über 1,7 Mio Menschen haben sich in Deutschland mit dem Corona-Virus infiziert. In Münster waren es 4279. Bei manchen hat die Krankheit einen schweren Verlauf genommen. Über 34.000 sind verstorben, darunter 49 aus Münster.

Schulen und Kitas, Restaurants und Geschäfte zeitweise geschlossen, Veranstaltungen abgesagt, Theater und Museen zu, Kirchen auch. Maske auf, Abstand halten, möglichst niemanden mehr treffen. Das Virus macht nicht nur Menschen krank. Es zersetzt auch unsere Gesellschaft, die von Nähe, Kontakten und gemeinsamem Erleben lebt.

Es war ein historischer Moment für die Europäische Union, dass gleichzeitig am 27. Dezember von Helsinki bis Rom, von Lissabon bis Warschau mit dem Impfen begonnen wurde. Ein Licht am Ende des langen Tunnels, der leider noch bis weit in das Jahr 2021 hineinreichen wird.

Ich finde es richtig, dass Deutschland die Impfstoffe gemeinsam mit allen 27 Mitgliedsstaaten über die EU bestellt und zugelassen hat. Dieses gemeinsame Vorgehen gegen die Pandemie ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Frühjahr, als Grenzen hastig und unabgestimmt geschlossen wurden und man sich die knappe Schutzkleidung und Masken gegenseitig wegschnappte.

Germany first dient nur scheinbar dem Wohl der Bevölkerung. Wir könnten uns gar nicht so schnell umdrehen, wie aus Germany first ein Germany alone geworden wäre.

Wir haben in der Corona-Krise gelernt. Die Lehren sollten wir nicht vergessen, wenn die Krise vorbei ist:

Viele Reisen können unterbleiben, weil Zoom-Konferenzen denselben Effekt klimaneutral erzielen. Arbeit läßt sich auch zu Hause im Home-Office erledigen. Es sollte mehr davon geben, wenn Arbeitnehmer:innen das wünschen. Das spart Berufsverkehr und Bürogebäude.

Manches läßt sich digital unterstützt in den Schulen besser vermitteln. Unterricht könnte ganz anders und besser organisiert werden. Eine sinnvolle Digitalisierung im Bildungswesen hilft nicht nur in einer Pandemie, sondern gehört in unsere Schulen, wenn sie auf das spätere Leben vorbereiten sollen.

Wir haben gelernt, genauer hinzusehen, wenn von „systemrelevanten Berufen“ die Rede ist. Die Pfleger:innen im Gesundheitswesen gehören dazu und die Kassierer:innen in den Supermärkten. Wir sollten sie mehr wertschätzen - und besser bezahlen.

Und last but not least: Es hat viel Solidarität und sozialen Zusammenhalt gegeben. Hilfe beim Einkaufen für Ältere, Zoom-Konferenzen in den Familien und Freundeskreisen. Mehr umeinander kümmern - das wäre doch auch ein schöner Vorsatz für das Jahr 2021, für das ich Ihnen Gesundheit, viel Freude und alles Gute wünsche. Ruprecht Polenz

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