Von Ruprecht Polenz, 03.03.2021

Sollen die Schüler:innen der städtischen Berufskollegs

bei der Digitalisierung wirklich abgehängt werden? Wenn es bei dem Beschluss des Schulausschusses vom letzten Dienstag bleibt, bekommen sie von den 11.700 IPads, die jetzt von der Stadt angeschafft werden sollen, kein einziges ab.

Als die Schulen wegen der Ansteckungsgefahr mit COVID-19 geschlossen werden mußten, wurde offensichtlich, dass die Digitalisierung in den meisten Schulen noch nicht angekommen war. Viele Schüler:innen verfügen nicht über einen geeigneten PC. Für sie wird Homeschooling dadurch zusätzlich erschwert. Betroffen sind vor allem Schüler:innen, deren Eltern sich die Anschaffung eines Tablets nicht leisten können. Es ist deshalb gut, dass die Stadt als Schulträgerin jetzt ein großes Beschaffungsprogramm startet.

Denn digitales Lernen ist nicht nur ein Notnagel, wenn Präsenzunterricht nicht stattfinden kann. Sinnvolle Nutzung digitalen Lernens eröffnet ganz neue Formen des Wissenserwerbs und der Art und Weise, wie schulisches Lernen weiterentwickelt werden kann. Dazu braucht es zwar mehr als Endgeräte. Aber ohne sie und die nötige digitale Infrastruktur geht es überhaupt nicht.

Die CDU hatte deshalb beantragt, dass die Stadt als Schulträgerin alle ca 30.000 Schüler:innen mit einem Leihgerät ausstattet. Kosten: 17 Millionen €. Das war der neuen Rathausmehrheit aus GAL/Grüne, SPD und Volt zu viel. Man beschloss, für 6 Millionen € insgesamt 11.700 IPads anzuschaffen.

Auch das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung und verdient Beifall. Allerdings nur, wenn alle Schulen in städtischer Trägerschaft in gleicher Weise an dem Ergebnis beteiligt werden.

In Münster gibt es insgesamt zehn Berufskollegs, davon sechs in städtischer Trägerschaft: Adolf-Kolping-Berufskolleg, Anne-Frank-Berufskolleg, Hansa-Berufskolleg, Hans-Böckler-Berufskolleg, Ludwig-Erhard-Berufskolleg, Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskolleg. 17.000 Schüler:innen werden in diesen Berufskollegs unterrichtet.

Mit Vertretern der Gymnasien, Gesamt-, Real-, Haupt- und Grundschulen hatten die Koalitionsvertreter gesprochen. Die Berufskollegs hatte man völlig vergessen. Sie würden nach der gegenwärtigen Beschlusslage kein einziges IPad für Ihre Schüler:innen bekommen.

Aber es ist ja noch nicht zu spät, den Fehler in der Ratssitzung wieder gut zu machen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder werden die 11.700 IPads nach gleichen Kriterien unter allen Schulen in städtischer Trägerschaft verteilt. Das hätte allerdings zur Folge, dass die Gymnasien und die anderen Schulen weniger IPads zugeteilt bekämen, als jetzt versprochen.

Oder man bestellt mehr IPads, damit die Schüler:innen an den Berufskollegs genauso die Vorteile digitalen Lernens nutzen können, wie die Schüler:innen an anderen städtischen Schulen. Ein solcher Beschluss dürfte eine breite Mehrheit im Rat bekommen. - Ruprecht Polenz

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