Von Arno Tilsner, 17.03.2021

Babette Lichtenstein van Lengerich

ist eine engagierte Lokalpolitikerin der CDU, die sich in vielen Bereichen nicht mit einem Status quo zufrieden gibt. Auf dem Weg zum Ziel 'Münster klimaneutral bis 2030' las ich von ihr den Vorschlag, nicht nur Münsters Dachflächen zur Energiegewinnung zu nutzen sondern auch senkrechte stehende Flächen wie Fassaden, Lärmschutzwände, etc.. Die Verwaltung möge das Potential berechnen.

Ich finde die Initiative von Frau van Lengerich gut. Wir können allerdings auch jetzt schon - bevor die Verwaltung eine Antwort gefunden hat - direkt in die Aufgabenstellung einsteigen, die hier nahe dem 52. nördlichen Breitengrad in 9 Jahren gelöst sein soll. Ich stelle den Breitengrad ganz vorne in die Betrachtung, weil das Projekt 'Klimaneutralität' sehr breitengradlastig ist. Klimaneutrale Energieversorgung, die wir auf einer der südlichsten Landflächen Europas am 37. Breitengrad in einem Modell zeigen können, bleibt bisher am 52. Breitengrad sogar im Modell eine ungelöste Aufgabe. Schauen wir auf die Zahlen.

Im Abrechnungszeitraum November 2018 bis November 2019 bezogen wir (na dann...) 97.000 kWh Gas von den Stadtwerken. Daraus gewannen wir pro Stunde ca. 14,5 kWh Wärme und 5,5 kWh Strom. Nehmen wir an, diese Kraft-Wärme-Kopplung lief im Winterhalbjahr genau 6 Monate, so ergibt das 4.380 Stunden Laufleistung zu je 20 kWh, also insgesamt 87.600 kWh, die wir als thermische und elektrische Arbeit aus dem gelieferten Gas nutzbar machten konnten. Kurz gesagt: 476 kWh pro Wintertag.

Zur Gegenrechnung mache ich jetzt ein anderes Bildschirmfenster auf, in dem just in time die aktuellen Ergebnisse der Stromgewinnung von 72 Quadratmeter Solar-Modulfläche auf dem Dach der Produktionshalle einlaufen. Seit Tagen lese ich dort einen Wert von 10 kWh in 24 Stunden. Es ist für diese Fläche in diesen Tagen Mitte März ein durchschnittlicher Wert, der – je nach Wetter – 5 kWh höher und niedriger ausfallen kann. 10 eingebrachte Kilowattstunden zu 476 verbrauchten bedeuten eine Zielannäherung (Klimaneutralität) von gut 2%.

2% Zielannäherung am Ende des Winterhalbjahres nach 9 Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Thema. Das Fazit ist eine physikalische Binsenweisheit: alle unsere Bemühungen haben den nordeuropäischen Winter NICHT aus der Welt schaffen können.

Immerhin sind nach 9 Jahren grüne Wünsche auch schwarze Wünsche. Vielleicht erleben wir zur Bundestagswahl im Herbst, dass Rote sich den Grünen und Schwarzen anschließen.

WHOW! Ein Wunschkonzert in ganz großer Koalition! Vielleicht räumt die als Erstes mal die bürokratischen Hürden aus dem Weg, die CDU/CSU und SPD 2014 zur Hinderung von Grünstrom eigens errichtet haben. - Arno Tilsner

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