Von Ruprecht Polenz, 23.06.2021

Endlich sind die Biergärten wieder offen.

Wir können bis in die Nacht draußen zusammen sitzen und gemeinsam trinken und essen. Lange mussten wir darauf warten. Corona hatte uns vereinzelt und zu Hause eingesperrt.

Auch für die Kneipen und Restaurants war das eine lange Durststrecke, die jetzt hoffentlich auf Dauer vorbei ist. Mit der Rückkehr zur Normalität wird es wahrscheinlich an der einen oder anderen Stelle auch wieder zu Konflikten mit Anwohner:innen kommen, die am nächsten Morgen früh aufstehen müssen, und sich durch den Biergarten-Betrieb vor ihrem Schlafzimmer gestört fühlen.

Wenn es nach Grünen, SPD und Volt geht, soll sich bald ein:e „Nachtbürgermeister:in“ um diese Konflikte kümmern und sie schlichten. In einem Ratsantrag vom 11. Mai heißt es:

„Die Verwaltung wird beauftragt die Einrichtung einer Stelle für eine*n Nachtbürgermeister*in für Münster zu prüfen. Diese Person soll als vermittelnde Position zwischen Gastronomie, Veranstalter*innen, Kulturschaffenden, Anwohner*innen, Politik und Verwaltung sowie den Sicherheits- und Ordnungsdiensten fungieren.“

Ich finde auch, dass sich die Politik darum kümmern sollte, in solchen Konflikten zu vermitteln. Aber es sollte die Politik selbst sein, die das als ihre Aufgabe ansieht.

Als das Jovel Anfang der 80er Jahre noch an der Weseler Straße im Neuen Krug zu Hause war, gab es erhebliche Konflikte mit den Nachbar:innen. Diese beklagten sich über laute Gäste, die nicht nur soviel Lärm machten, dass man nicht schlafen könne, sondern die sich nachts um drei auf dem Weg nach Hause auch noch in Vorgärten und Kellereingängen erleichtern würden.

Das Jovel lag in meinem Ratswahlkreis. Deshalb lud ich Steffi Stefan und seine Mitarbeiter:innen zu einer gemeinsamen Bürger:innenversammlung mit den aufgebrachten Anwohner:innen ein.

Es ging zunächst hoch her. Aber nach einer Stunde kam man miteinander ins Gespräch. Am Ende stand eine Lösung: das Jovel würde zusätzliche Ordnungskräfte einstellen, die sich um einen ruhigen und geordneten Heimweg der späten Gäste kümmern sollten.

Die Regelung hat funktioniert. Es gab keine Beschwerden mehr. Ein paar Jahre später zog das Jovel in die Germania-Therme.

Die Grünen haben bei den letzten Kommunalwahlen alle Ratswahlkreise in der Innenstadt gewonnen. Ich finde, es gehört zur Wahlkreisarbeit, sich um solche Konflikte selbst politisch zu kümmern, statt diese Aufgabe an die Verwaltung zu delegieren und dafür eine extra Personalstelle einzurichten. - Ruprecht Polenz

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