Von Stefan Bergmann, 06.10.2021

Drei Kinder mit neuen Winterklamotten (komplett!) ausstatten, ...

... und das für unter 150 Euro? Geht. Bald auch in Münster. Mit der Eröffnung im York-Center bricht Decathlon das derzeit herrschende Hochpreis-Segment für (Sport-)Kleidung auf. Endlich. Schon früher, als Chefredakteur der Münsterschen Zeitung, hatte ich die Blockade-Haltung der Stadtverwaltung nicht verstanden.

Bevor jetzt jemand zum Presserat rennt und mir unlautere Werbung im redaktionellen Teil vorwirft (Das gäb’ ne Rüge, Arno!) hier die Begründung für den gloriosen Text-Einstieg:

Seit Jahren, etwa seit 2011, will sich Decathlon in Münster ansiedeln. Doch der Sport-Artikler, der neben billigen Eigenmarken auch Markenartikel anbietet und dazu vielerlei Sportgerätschaften, scheiterte an der Arroganz einer Stadt, die meinte, die einskommafünf Sportgeschäfte in der Innenstadt vor allzu viel Konkurrenz schützen zu müssen. Decathlon wollte auf die alte Pebüso-Fläche an der Robert-Bosch-Straße. Der Grund für die Ablehnung lautete: „Der Bebauungsplan sieht keinen Handel auf dieser Fläche vor.“ Fake News. Denn wenige Meter weiter: Media-Markt, Discounter, Kaufland. Alles innenstadt-relevante Segmente. Da ging es doch. Hätte man gewollt von Seiten der Stadt, dann hätte man können. Aber man wollte nicht.

Der Ehrlichkeit halber muss gesagt werden: Natürlich ist sinnvoll, die Innenstadt zu schützen, indem man nicht allzu viel Einzelhandel auf der grünen Wiese zulässt. Viele Städte haben in dieser Hinsicht Fehler gemacht. Verödete Innenstadtlagen, Filialisten-Beliebigkeit oder gar Leerstände sind die Folge. Aber man kann es auch übertreiben.

Denn all das war in Münster nicht der Fall. Nun gut. Die Salzstraße hat es immer noch schwer, weil sich durch die Stubengasse ein neuer Schwerpunkt gebildet hat. Doch auch über den angeblich so schlechten Lauf auf der Salzstraße würden sich andere Städte noch ein Bein abfreuen.

Worum ging es also wirklich damals?

Vielleicht um einen Karstadt-Chef, der exzellent verdrahtet war in die münstersche Politik hinein. Vielleicht um die Hybris einer Stadtgesellschaft, die wie natürlich davon ausgeht, dass in Münster jeder genug Geld hat. Oder, um es kurz zu sagen: Vielleicht ging es um eine Stadt, die die Nase ziemlich hoch trug.

Ach ja: So wirklich Innenstadt-nah ist das York-Center auch nicht. Stefan Bergmann

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