Von Stefan Bergmann, 01.12.2021

Wenn man einmal durch Münsters Hoppengarten spaziert

...dann sieht man das ganze Dilemma der münsterschen Nicht-Wohnungsbaupolitik vor Augen:

In den vergangenen drei Jahren ist dort, zwischen Markweg und Kanal und viel Grünfläche, ein 1A-Wohngebiet entstanden. 38 Bauplätze hatte die Stadt im Angebot. 2000 Bewerbungen hat sie dafür bekommen. Wer den Zuschlag bekam nach einem Social-Scoring-Prinzip musste für ein handtuchgroßes Grundstück rund 110.000 Euro bezahlen, rechnete der Nachrichten-Blog "Wiedertäufer" schon damals vor. Plus Baukosten - da ist man schnell bei 400.000 Euro. Wer bitte soll das bezahlen können?

Gut, dass es den Hoppengarten trotz Anliegerproteste gibt. Viele Familien sind dort schon eingezogen, auch öffentlich geförderter und damit vergleichsweise billiger Wohnraum ist dort entstanden. Und angesichts einer nicht so restriktiven Bauleitplanung ist die Bebauung dort vielfältig - auch wenn sich die meisten Häuser an der praktischen Schuhkarton-Architektur orientieren: Viel Fläche ohne großen Schnickschnack in platzsparendem Gemäuer.

Quadratisch, praktisch, gut: Neubauten im Hoppengarten

Doch: Der Hoppengarten zeigt auch, dass Münster und seine Politiker* innen die Zukunft noch immer verschlafen. Das aktuelle Angebot an Grundstücken für Privatleute ist dürftig. Ganze 37 Bauflächen bietet die Stadt derzeit an. 37 - bei einer Einwohnerzahl über 300.000. Dieses Mini-Angebot grenzt an Arbeitsverweigerung im Rat - oder Realitätsverleugnung. Der Ehrlichkeit halber muss man hinzufügen, dass auch noch drei Entwicklungsflächen angeboten werden, auf denen sich Investoren austoben können. Es kommt also noch ein bisschen was hinzu.


Wie aber die ach so soziale Koalition im Rat (oder auch ihre grün-schwarzen Vorgänger) mit diesem Kleinkram die Wohnungsnot in Münster lösen wollen, bleibt schleierhaft. Seit Jahren wird im Rat von Wohnungsbau geredet. Doch wenn es an die Ausweisung von Bauflächen geht, schlupft garantiert irgendwo ein Feldhamster vom Baum, ein Bachneunauge oder eine Feldlerche, die alles unmöglich machen. Oder auch die Ideologie von Teilen der Politik, die den schnöden (aber effektiven) Mietwohnungsbau für ein No-Go halten und noch immer vom flächenfressenden Einzelhaus auf Einzelgrundstück in Einzellage träumen.

Et: Cetero censeo...lasst uns eine "Impflicht sofort!" einführen und Menschenleben retten! Ich kann dieses Gejammer der Impfverweigerer nicht mehr hören.

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