Von Ruprecht Polenz, 05.01.2022

Haben Sie die Böller und Raketen...

in der Silvesternacht vermisst?

Ich nicht. Mir hat es nicht gefehlt, dass nicht wie sonst schon ab 29. Dezember Böller gezündet wurden. Auch wenn jetzt keine kleinen Kinder mehr bei uns leben, die dann immer aus dem Mittagsschlaf hochschreckten.

Unser Hund war in der Silvesternacht regelmäßig etwas durch den Wind, weil die Knallerei so dicht und heftig war. Dieses Jahr sind wir durch Münster gelaufen und haben nur hin und wieder einen Böller gehört. Es war sehr entspannt.

Es gab weniger Unfälle mit Feuerwerkskörpern. Die Notaufnahmen der Krankenhäuser hatten nicht so viel zu tun wie sonst zum Jahreswechsel. Ärzt:innen und Pfleger:innen werden nicht böse darüber gewesen sein. Schließlich arbeiten sie wegen Corona jetzt schon seit fast zwei Jahren am Limit.

Mir ist schon klar, dass es auch viele Menschen gibt, für die Böller und Feuerwerk einfach zu Silvester dazugehören wie das Glockenläuten zum Sonntag. Dabei sind die Ursprünge eher heidnischer Art. Die alten Germanen fürchteten die Silvesternacht und veranstalteten deshalb selbst ein "Höllenspektakel".

Jeder machte so viel Lärm, wie er nur konnte. Sie zündeten Holzräder an, die sie brennend ins Tal rollen ließen, um die Dunkelheit und die bösen Geister zu vertreiben. Von diesem Kult stammt die heutige Tradition, in der Silvesternacht Böller und Feuerwerkskörper zu zünden.

In Vor-Corona-Zeiten hatten die Rückstände von Böllern und Raketen den Domplatz spätestens ab 00.30 Uhr in dichten Nebel getaucht. Feinstaub.

Jedes Jahr entstanden so in Deutschland rund 2.050 Tonnen Feinstaub allein durch Feuerwerkskörper. Das Silvester-Feuerwerk machte knapp ein Prozent der jährlichen PM10-Gesamtemission sowie knapp zwei Prozent der jährlichen PM2,5-Gesamtemission aus, wie das Umweltbundesamt ausgerechnet hat.

Wir wissen, dass das Einatmen von Feinstaub die menschliche Gesundheit gefährdet. Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege bis zu Herz-Kreislauf-Problemen.

Wie 2020 war der Verkauf von Feuerwerkskörpern auch 2021 wegen Corona nicht gestattet. Natürlich hoffen wir alle, dass Silvester 2022 ohne Corona-Beschränkungen gefeiert werden kann. Aber ob privates Feuerwerk unbedingt wieder dazu gehören muss, sollten wir nochmal diskutieren.

Auch wenn dieses Jahr die bösen Geister nicht durch Böller und Raketen vertrieben werden durften, wünsche ich Ihnen ein gutes, neues Jahr ohne Unbill. Mögen Ihre Wünsche in Erfüllung gehen und - soweit gefaßt - ihre guten Vorsätze eingehalten werden. Bleiben Sie gesund. Ruprecht Polenz

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