Presseausweis
Von Stefan Bergmann, 09.10.2024
Es ist einige Zeit her ...
... da mokierte ich mich hier über die Preisgestaltung des Poha House am Bahnhof. (Zugegeben gut) eingerichtete Apartments zu einem Mietpreis von rund 46 Euro pro Quadratmeter - das ist selbst für Münster frech. Aber gut: Das House ist wohl gedacht für Berufstätige, die auf Zeit in Münster wohnen. Die Kosten bezahlen vermutlich die Arbeitgeber. Das machts nicht besser, aber das Konzept verständlich.
Kleiner Sidekick: Was macht man, wenn man ein überteuertes Produkt auf den Markt bringen will? Man lädt es auf mit Emotionen, mit Lebensgefühl, mit dem Hauch des Elitären, mit einer Philosophie. Und schön fühlt man sich mit der teueren und umweltschädlichen Kaffeekapsel doch gleich wie George Clooney.
Man könnte auch schreiben: „Unser Studentenwohnheim ist ein ganzheitliches Wohnerlebnis.“ Oder: Man ist „nachhaltig“, „auf einer Mission“, will „den Planeten verbessern“ und die „Changemaker von morgen“ in die Lage versetzen, „sich selbst zu finden“. Vor allem verbessert der Vermieter des „Yugo Leonis“ Studentenwohnheimes an der Geiststraße wohl seine Bilanz. Denn die Preise für die Apartments (ohne Küche, ohne Fernseher, ohne Waschmaschine), wenn die Website nicht lügt) liegen bei sagenhaften 42 Euro pro Quadratmeter. Das erfordert selbst für den irren münsterschen Wohnungsmarkt einiges an Chuzpe und man fragt sich, ob die ganzen „Changemaker“ für die monatlichen Summen - laut Internet-Rezensionen von Nutzern - ab 810 pro Monat für 22 Quadratmeter dafür ihr komplettes BaFöG verprassen, nächtelang kellnern gehen - oder doch eher ihre Changemaker-Papas und -Mamas die Kohle bezahlen. Hach, es kann so toll sein, die Welt zu verändern, so lange Papa-Arzt oder Mama-Juristin alles bezahlen.
Yugo ist eine weltweite Kette, und überall sind die Preise ähnlich. Aber man muss Verständnis haben: Der künftigen Changemaker-Elite ist natürlich nicht zuzumuten, in ranzigen WGs zu leben, kein Fitnessstudio im Haus zu haben und keinen Elite-Treffpunkt namens „The Dome“, so wie an der Geiststraße. Das mit dem Change kann ja auch noch ein bisschen warten. Lieber hat’s man’s noch ein bisschen kuschelig, so wie früher zuhause.