Von Arno Tilsner, 13.07.2022

Wenn die seit Montag gestoppte Gaslieferung...

Wenn die seit Montag gestoppte Gaslieferung über Nord Stream 1 - mit welcher Begründung auch immer - nicht wieder aufgenommen wird, erfüllt die Russische Föderation eine Forderung, für die in Deutschland und weltweit Hunderttausende auf die Straße gegangen sind: 'Reduzierung der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas jetzt!' Angesichts der mit bloßem Auge erkennbaren Folgen von Dürre- und Hitzewellen ein absolut berechtigtes Anliegen.

Völlig unabhängig von russländischen Entscheidungen haben wir deshalb acht Monate vor dem Überfall auf die Ukraine begonnen, in einem 'Was-wäre-wenn Szenario' zu ermitteln, welche Energiemengen wir über unsere Gebäude (Dächer und Wände) in Handorf einbringen können, um den jährlichen Gasverbrauch für die Gebäudeheizung zu ersetzen. Den Jahresverlauf der Energieeinstrahlung seht ihr im nebenstehenden Bild im geglätteten 7-Tage Durchschnitt. Gezählt wurde die aus Tageslicht einkommende elektrische Arbeit, die als Haushaltsstrom (230 V) täglich in den Verbrauch ging (blaue Kurve). Ohne hier technische Einzelheiten zu beleuchten gilt aus unserer Sicht eine rote Linie von 100 Wattstunden (Wh) pro 100 Watt Modulleistung (Wp), die von Mitte November bis Mitte Februar vor Ort deutlich unterschritten wurde. In diesen drei Monaten ist eine Wärmeversorgung ohne Rückgriff auf im Sommer gespeicherte Vorräte schwierig bis unmöglich.

An dieser Ausgangslage wird sich im Hinblick auf den kommenden Winter nichts ändern. Die damit verbundenen Probleme werden in der Öffentlichkeit breit diskutiert. Wir arbeiten für uns an Lösungen.

In einem ersten Schritt haben wir die Stromproduktion aus Sonnenlicht vor Ort zu dem gemacht, was sie in erster Linie ist: eine Produktion. Produktionen sind in freien Gesellschaften deshalb so erfolgreich, weil sie vor allem unternehmerischen, physikalischen und kaufmännischen Gesetzen folgen und nicht politischer Einflussnahme und dem im politischen Raum allgegenwärtigen Lobbyismus.

Im zweiten Schritt arbeiten wir nun daran, 24 Stunden am Tag eine Grundversorgung bereit zu stellen, wobei selbst in den vier lichtstärksten Monaten des Jahres (Mai, Juni, Juli, August) das unmittelbare Tageslicht nur für 12 Stunden Grundversorgung reicht. Strom für 12 Nachtstunden muss zusätzlich tagsüber eingespeichert werden.

Im dritten Schritt gehen wir mit diesem Paket auf Herbst/Winter zu, wobei das Verhältnis von hellen zu dunklen Tagesstunden bis zum 21. Dezember Woche für Woche ungünstiger wird. Gegen den Trend der kalten, dunklen Jahreszeit werden wir mehr Dämmung und mehr Solar-Module auf die Dächer legen, mit der wissensbasierten (Messung der letzten 12 Monate), fröhlichen Gewissheit, dass wir den Lauf (100% ohne Gas) im kommenden Winter (noch) nicht gewinnen können. - Arno Tilsner

.

In den Verbrauch gegebene elektrische Tagesleistung pro 100 Watt Solar-Modulleistung:

Archivtexte Presseausweis

Arno Tilsner Arno Tilsner

Beiträge 2022