Von Ruprecht Polenz, 11.01.2023

Auch nach zehn Tagen ...

... ist die Diskussion über die Silvesternacht noch nicht abgeebbt. Die Ausschreitungen in Berlin und anderswo haben zu einer Migrationsdebatte geführt, ganz so, als gebe es keine Gewalt in Fußball-Stadien oder bei Corona-Demos.

Statt die Diskussion kulturpolitisch kurzzuschließen, sollten die sozialen Gründe für die Ausschreitungen diskutiert werden. Auch unabhängig von den Krawallen spricht viel für ein Böllerverbot.

Wahrscheinlich ist zum privaten Feuerwerken an Silvester - oder besser: rund um den 31.12., denn der Verkauf beginnt am 29. - alles gesagt. Die Aktion „Brot für Böller“ hat immer wieder vergeblich vorgerechnet, was man stattdessen mit den ca 120 Millionen Euro für arme Menschen in der Welt tun könnte.

Wir wissen, wie gefährlich Feinstaub für unsere Atemwege und unsere Gesundheit ist. Der 1. Januar ist der Tag mit der höchsten Feinstaub-Belastung im ganzen Jahr. Laut Umweltbundesamt werden über 2050 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt.

Kleine Kinder werden durch die Knallerei erschreckt und aus dem Schlaf gerissen. Tiere bekommen Stress. Wildtiere, Haustiere und Tiere im Zoo leiden unter dem Krach und den Lichtblitzen des Feuerwerks.

Deshalb hält nur noch jede:r Vierte das private Böllern zu Silvester für unabdingbar, wie eine Umfrage von „Statista Global Consumer Survey“ ergeben hat. Bei einer Umfrage im Auftrag der Brandenburger Verbraucherzentrale waren 53 Prozent der Befragten für ein Feuerwerksverbot.

Das Verbot von Silvester-Feuerwerk war 2021 mit der Sorge begründet worden, das durch Corona ohnehin überlastete Gesundheitssystem könnte an die Grenze der Belastbarkeit kommen, wenn in der Silvesternacht viele Verletzungen behandelt werden müßten, die durch Böller und Raketen verursacht werden. Denn Silvester-üblicher Alkoholkonsum verlangsamt die Reaktionen und erhöht die Risikobereitschaft beim Zünden der Feuerwerkskörper.

Die Zeitungen sind voll davon, dass unser Gesundheitssystem nach wie vor auf dem Zahnfleisch geht. Trotzdem wurde dieses Jahr das Silvesterfeuerwerk wieder erlaubt. Die Freiheit sollte nicht länger eingeschränkt werden.

Nun, Freiheit bedeutet, das tun zu können, was anderen nicht schadet. Der Gesetzgeber ist zu Recht der Meinung, dass privates Feuerwerk anderen und der Allgemeinheit Schaden zufügt. Deshalb hat er es an 364 Tagen im Jahr verboten. Warum das am 365.Tag nicht gelten soll, erschließt sich mir nicht.

Es wäre eine positive Coronafolge gewesen, an dem Verbot privater Feuerwerkerei festzuhalten. Dann hätte die Stadt Münster und Alternativen anbieten können: eine Lasershow im Hafen beispielsweise oder eine Lichtershow mit synchronisierten Drohnen-Schwärmen über dem Aasee. Im 21. Jahrhundert könnten wir das neue Jahr moderner begrüßen. - Ruprecht Polenz

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