Presseausweis
Von Ruprecht Polenz, 05.04.2023
Die Tage der Prinz-Eugen-Straße...
...sind gezählt. Sie soll umbenannt werden. Jedenfalls wenn es nach Grünen, SPD und Volt geht.
In der Begründung ihres Antrags heißt es: „Prinz Eugen erhielt 1697 den Oberbefehl über die österreichischen Truppen im Kampf gegen das Osmanische Reich. Diese Kriege wurden später als sog. “Türkenkriege” und Prinz Eugen als “Türkenkrieger/-sieger” bezeichnet. Damit sollte an den Kriegsgegner nur als „den Anderen“ gedacht werden, der aus dem Kreis der zivilisierten Völker ausgegrenzt ist. Das NS-Regime nutzte diese Vereinnahmung Eugens, um Hitler mit Prinz Eugen gleichzusetzen und die Verbindung von Rassenideologie und Geopolitik zu verbinden.“
Grüne, SPD und Volt stützen sich bei ihrem Umbenennungsantrag auf eine Untersuchung von Dr. Alexander J. Schwitanski, der im Auftrag der BV Mitte zusammen mit Hanna K. Ruff 66 Straßennamen untersucht und „auf die Dichte ihrer Bezüge zur NS-Ideologie“ geprüft hat.
In Straßennamen drücke sich „der öffentliche Gebrauch von Geschichte durch die handlungsmächtigen Deutungseliten aus.“ Deshalb seien „alle zwischen 1933 und 1945 vergebenen Straßennamen in `nationalsozialistische(n) Erinnerungsabsichten’ vergeben worden“, so sein Gutachten.
Außerdem habe der Nationalsozialismus „ältere, besonders innerhalb eines nationalistischen und konservativen Milieus vorhandene Erinnerungsbestände genutzt und zu eigenen Geschichtsdeutungen weiterentwickelt.“ Das habe eine Verbindung zu breiteren Teilen der deutschen Gesellschaft hergestellt und „konnte zu deren Integration in den neuen NS-Staat beitragen.“
Mit anderen Worten: Auch eine Barbarossa-Straße wäre bis heute kontaminiert, wenn die Nazis einer Straße in Münster diesen Namen gegeben hätten.
Die Prinz-Eugen-Straße erhielt ihren Namen 1936. Heutzutage würde man wahrscheinlich keine Straße mehr nach Prinz Eugen benennen. Aber folgt aus den Motiven, die 1936 zu der Namensgebung geführt haben, dass man sie fast 90 Jahre später umbenennen muß?
Wer würde heute Prinz Eugen mit Hitler gleichsetzen? Wer käme beim Blick auf das Schild Prinz-Eugen-Straße überhaupt auf die Idee, an Hitler oder die Nazis zu denken? Außer Grünen, SPD und Volt?
Ist es wirklich so, dass die Bedeutung, die die Nazis einem Straßennamen beigemessen haben, diesen auf Dauer kontaminiert? Als hätte der Nationalsozialismus größere Deutungsmacht als unsere Demokratie. Und das bis heute.
Die Geschichte hat auch noch eine andere Pointe: Prinz Eugen war bekanntlich schwul. Ob Grüne, SPD und Volt das bei ihrem Umbenennungs-Antrag bedacht haben? – Ruprecht Polenz