Von Ruprecht Polenz, 03.05.2023

Seit dieser Woche kann man...

Seit dieser Woche kann man für 49 Euro im Monat kreuz und quer in Deutschland herumfahren. Mit dem Deutschlandticket darf man alle (!) Regionalzüge, U-Bahnen, S-Bahnen, Busse oder Straßenbahnen benutzen. Auch die Busse in Münster natürlich.

Trotzdem haben SPD, Grüne und Volt durchgesetzt, dass die Stadtwerke zusätzlich ein hoch subventioniertes 29-Euro-Ticket für Münster herausgeben müssen. Mit dem kann man allerdings nur in Münster herumfahren. Finanziert werden soll das Münster-Ticket neben Erlösen aus deutlich erhöhten Preisen für das Anwohner-Parken auch durch Gelder, die für die Straßenunterhaltung vorgesehen waren. Letzteres klingt nicht gerade nachhaltig, denn aufgestauter Unterhaltungsaufwand macht die Reparaturen letztlich nur teurer.

Das Geld für das 29-Euro-Ticket hätte man besser in Taktverdichtungen und eine schnellere Elektrifizierung der Busse in Münster investiert. Stattdessen webt man weiter an dem Tarif-Flickenteppich, den das Deutschlandticket gerade beenden soll. Außerdem: ist es wirklich ein klimapolitischer Gewinn, wenn jemand das Münster-Ticket kauft, deshalb auf das Deutschland-Ticket verzichtet und stattdessen außerhalb Münsters weiter mit dem Auto fährt?

Wer möchte, dass man in Amelsbüren, Roxel oder Wolbeck das Auto stehen läßt, um in die Innenstadt zu kommen, muss vor allem für einen dichteren Zeittakt der Busse sorgen.

Die Verkehrsprobleme der Innenstadt werden ja nicht von denen verursacht, die dort wohnen, sondern von denen, die von außerhalb kommen und dorthin wollen. Weil sie dort arbeiten, zu Behörden müssen oder einkaufen wollen.

Deshalb führt der Weg zu einer Innenstadt mit deutlich weniger Autos vor allem über den Ausbau der Münsterland S-Bahn und nicht über Schikanen für den Autoverkehr in Münster. Als solche muss man die kürzlich getroffene Entscheidung bewerten, beim Umbau des sog. „Spaghetti-Knotens“ an der Weseler Straße nicht, wie von der Fachverwaltung vorgeschlagen, eine weitere Abbiegespur zu bauen. SPD, Grüne und Volt übersehen, dass dieser Knoten Bestandteil des überörtlichen Fernstraßennetzes ist, von dem Münsters Erreichbarkeit abhängt.

Man darf gespannt sein, wie das Münster-Ticket ankommt. Man muss es für ein ganzes Jahr abonnieren, Gesamtkosten 348 Euro. Anders als das Deutschland-Ticket ist es nicht monatlich kündbar. Für fahrradfahrende Münsteraner:innen und Münsteraner, die vor allem in den Wintermonaten wegen des unfreundlicheren Wetters auf den Bus umsteigen wollen, ist das ein beträchtlicher Nachteil.

Man fragt sich, weshalb SPD, Grüne und Volt das 29-Euro-Ticket trotzdem durchgesetzt haben. Man will wohl zeigen, dass man dem ÖPNV besonderen Vorrang geben will. Da rennt man schon mal Türen ein, die durch das Deutschlandticket sperrangelweit offen stehen. – Ruprecht Polenz

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