Von Arno Tilsner, 24.05.2023

Als ich 1973/74 an der Pädagogischen Hochschule in Münster...

... Richtung Diplom Schwerpunkt Erwachsenenbildung studierte, hatte ich nicht die Idee, einer 'letzten Generation' anzugehören. Wohl bildete ich mir ein, zu der Generation zu gehören, die auf gesamtgesellschaftlicher Ebene entschieden das viele Falsche richtig stellen wollte, was Generationen zuvor in die Welt gebracht hatten.

Kapitalisten waren (in meiner Vorstellung) Schweine und Ruprecht Polenz vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) der Teufel. Vergangenheit! Ich bemühe sie hier nur für den Übergang zum Thema 'Letzte Generation'.

Heute liegen falsch und richtig noch weiter auseinander. Es geht nicht mehr (nur) um arm und reich sondern um SEIN oder NICHTSEIN der Menschheit. Der Begriff 'letzte Generation' will sagen: Umkehr jetzt oder nie. Denn kommt die Menschheit in dieser Generation nicht von ihrer Sucht nach fossilen Brennstoffen los, werden in den nächsten 30 Jahren Klima-Kipppunkte überschritten. Als Folge könnten weite Teile des Planeten unbewohnbar werden.

Wie vor 50 Jahren sind es wieder Lehrende an Hochschulen, die mit Ihren Ideen über die Zukunft eine nachfolgende (die letzte) Generation radikalisieren.

Es gehört zur Rollenverteilung, dass nicht die älteren Damen und Herren auf dem Pflaster kleben sondern ihre Schülerinnen und Schüler. Man möchte und müsse 'die Gesellschaft' jetzt anhalten', wenn auch nur symbolisch in Berlin.

Wie ich anfangs schrieb, kann ich eine jugendliche Radikalisierung für die Idee eines Überlebens aus Sicht der nachwachsenden Generation verstehen. Wenig Verständnis habe ich für die meist öffentlich bediensteten Ideengeber hinter der Radikalisierung auf der Straße. Offensichtlich ist den Masterminds selbst in den 20, 30 oder 40 Jahren ihrer Laufbahn an Veränderung nicht gelungen, was jetzt keinen Aufschub mehr duldet. Seit 1972 ist wissenschaftlich belegt, dass die Tragfähigkeit der Erde für menschliche Gesellschaften begrenzt sein könnte.

Lehrende an Hochschulen müssen wissen, dass Radikalisierung einer kleinen Gruppe junger Menschen gegen den Alltag der überwiegenden Mehrheit deren Alltag zwar chaotisieren kann aber das Problem nicht lösen wird.

Die älteren von uns haben den Deutschen Herbst erlebt, als aus Frust über mangelnde Veränderungsbereitschaft der Mehrheit sich eine winzige Minderheit zum Gewaltgebrauch ermächtigte, bis der Staat zu den Waffen griff. Nicht gut! - Arno Tilsner

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