Von , 21.09.2011

Es hat schon viele Versuche gegeben, das Grundgesetz der Wirtschaft - man kann auf Dauer nur ausgeben, was man vorher verdient hat - aufzuheben, indem man Schulden durch neue und immer mehr Schulden bedient.
Kann man probieren, solange sich immer wieder Geldgeber finden. Finden sich keine Geldgeber mehr oder steigen die Zinsen auf ein auch durch neue Schulden nicht mehr zu finanzierendes Niveau, haben die meisten dieser Versuche einer New-Economy in der Pleite geendet.

Für Griechenland ist es bald so weit. Das ist nicht schön, aber wenn es so ist, ist es auch nicht zu ändern. Es gibt in der Geschichte keine Beispiele, in denen sich überschuldete Staaten durch etwas anderes aus ihrer unerträglichen Lage befreien konnten als durch einen Schuldenschnitt.

Kreditgeber werden auf das an Griechenland ausgeliehene Geld verzichten. Dass die ganze Prozedur so lange dauert, hat vor allem damit zu tun, dass die Geldgeber, allen voran Europäische Banken und Versicherungen, alles daran setzen, die faulen Kredite aus ihren Büchern raus unter einen staatlichen Rettungsschirm zu platzieren.
Wenn alles glatt läuft, wird Herr Ackermann für die Deutsche Bank am Ende des Jahres eine glänzende Bilanz mit 10 Milliarden Gewinn präsentieren. X-Nummern-mal-mehr-Milliarden Verlust tragen dann die SteuerzahlerInnen bei der zentralen europäischen Badbank EZB. Das ist nicht schön, aber wenn es so kommt, ist auch das nicht zu ändern.
Den Grundstein für die außer Kontrolle geratene Staatsverschuldung der westlichen Industrieländer legte die Nixon-Administration Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, als sie die Notenpresse anwarf, um die die Finanzkraft der amerikanischen Volkswirtschaft übersteigenden Kosten des Vietnam Krieges zu finanzieren. In Folge dessen ließ sich die bis dahin geltende strikte Bindung des Dollar an die amerikanischen Goldreserven nicht mehr aufrechterhalten. Sie wurde am 17. August 1971 aufgehoben und gab den Weg frei für den Aufbau einer Finanzindustrie, die von ihrer New Yorker Metropole aus in einer affenartigen Geschwindigkeit die Welt als globales Casino einrichtete. In diesem scheint gegen die Schachzüge der Bank(en) kein Kraut gewachsen.

Das sollte man bedenken, bevor man als Deutscher am Stammtisch über den mediterranen Schlendrian im Umgang mit Geld herzieht. Griechenland ist nur die Eröffnung der Partie. Das Schachmatt zielt auf den wohlhabenden Deutschen Mittelstand. Es ist naiv zu glauben, dass die ausgeschlafenen Strategen an den Finanzplätzen NY und London ihr Netz über Griechenland auswerfen, um in einer im Weltmaßstab unbedeutenden Volkswirtschaft wenige dünne Fische zu fangen. In Griechenland wird der Euro-Schwarm nur aufgescheucht, um ihn insgesamt Schritt für Schritt in die bereit gehaltenen Fänge zu treiben.

Schade für die Jahrhunderte alte Europäische Zivilisation, wenn sie im Bauch eines unter der Flagge von Goldman Sachs fahrenden Fabrikschiffes zu Fischstäbchen verarbeitet würde, um sodann als fastfood in asiatischen Fritteusen zu landen.

Das wäre nicht schön für die Europäerinnen und Europäer. Was kann man in dieser als Zwickmühle aufgestellten Situation tun?

1. Schlechtem (verlorenem) Geld kein gutes hinterher werfen. 2. Den Casinobetrieb der internationalen Finanzindustrie mit einer gesalzenen Transaktionssteuer die Verluste aus deren Spekulationsgeschäften selbst bezahlen zu lassen, statt sie auf die Staaten mit ihren Millionen SteuerzahlerInnen abzuwälzen.- Arno Tilsner

Archivtexte Presseausweis

Beiträge 2011