Von , 23.11.2011

Am Donnerstag lieferte mir ein freundlicher Hermes-Fahrer ein nicht gerade fabrikmäßig verklebtes Paket, einen Würfel, 30x30x30cm, darauf mit rotem Klebeband der Hinweis, 'Vorsicht zerbrechlich!'. Inhalt: 13 kg oder 1,2 Kw/h Strom.

Doch, ein winziges bisschen wie Weihnachten vor 55 Jahren (+/-1Jahr) war es schon. Damals lag unter dem glitzernden Tannenbaum ein Märklin Metallbaukasten, an dem ich in den folgenden Jahren über mehrere Ausbaustufen ein Verständnis für Technik entwickeln konnte, das mich bis heute im techniklastigen Produktionsprozess der na dann… Lösungen finden lässt, wo ohne die kindliche Übung jederzeit ein Haufen Probleme zusammen kommen könnte.
Mit dem angelernten Vermögen - neben na dann… - noch einmal etwas ganz Neues anzufangen, auf diese Idee hat mich mein eigener Presseausweis über Münsters Hafen-Areal gebracht. Schon beim Schreiben beschäftigte mich der Gedanke, wo genau der für die Entwicklung einer Stadt bedeutende Unterschied zwischen überwiegend junger gegenüber überwiegend alter Bevölkerung liegt.

Also fragte ich mich: was mache ich heute anders als mit 25? Nie und nimmer hätte ich mit 25 ein fahrtüchtiges, TÜV-abgenommenes Elektro-Auto über ein Jahr auf dem Hof stehen lassen, nur weil an den Fahr-Akkus eine Wasserwartung durchgeführt werden muss, für die ich weder die passenden Werkzeuge noch das nötige Know-how besitze. Da der Clio electrique offiziell in Deutschland nie vertrieben wurde, gibt es für das Zero Emission Car Bauj. 1997 (!) keinen autorisierten Werkstattdienst.

Mit 25 hätte ich wahrscheinlich zwei Bretter auf umgedrehte Bierkästen gelegt, den Clio rückwärts die improvisierte Rampe hoch gefahren und die Akku-Kästen 1-3-fix unter dem Wagenboden losgeschraubt, mir die Konstruktion mal aus der Nähe angeschaut und den 19 Zellen destilliertes Wasser aufgefüllt.

Heute fürchte ich, 300 kg Akkus könnten mir beim Schrauben unter dem Wagenboden auf den Kopf fallen, oder ich würde womöglich unpassend mit 114 Volt Gleichstrom in Berührung kommen. Also ließ ich nach 2.000 gefahrenen Kilometern die Finger von dem Clio electrique. Ich wartete lieber darauf, dass Renault den Kangoo z.E. auf den Markt bringt, ich einen Vertrag unterschreibe, mich um nix weiter kümmere und voll elektrisch mit Zero Emission (z.E.) in der Stadt rumfahren kann.

Statt des Rund-um-sorglos-Paketes von Renault, das bis heute nicht gekommen ist, weil die von den Autobauern erwartete staatliche Förderung fehlt (!), kam am Donnerstag das oben erwähnte Päckchen mit 4 Lithium-Eisen- Yttrium Zellen neuster chinesischer Bauart. Denn spannender als warten finde ich das Sammeln von eigenem Know-how. Auf dem Schreibtisch hinter dem Monitor zeigt eine in den Alltagsablauf integrierte erste Versuchsanord-nung, wie lange der modernste Akku-Satz im Wert von 600 EUR einen stromfressenden 30 Zoll-Monitor betreiben kann. Das Ergebnis ist so verblüffend, dass ich dazu besser in der nächsten Woche weiter schreibe. - Arno Tilsner

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